Für fünf Dollar sagt dir Jesus jeden Spruch auf, den du ihm zuschickst. Das ist nur eines von zahlreichen kuriosen Angeboten auf der Webseite „fiverr“, die nach eigener Aussage die weltgrößte Plattform ist, auf der Freelancer und Entrepreneure ihre Dienste anbieten können. Jesus, das ist in diesem Fall, davon gehe ich zumindest aus, natürlich ein Typ, der aussieht, wie man sich Jesus im Allgemeinen vorstellt. Ohne viel Aufwand dreht er Videos von sich selbst, in der er dann die gewünschte Botschaft aufsagt. Preise beginnen bei fünf Dollar.

Spätestens seit Youtuber PewDiePie dort in einer – sagen wir’s mal höflich – fragwürdigen Aktion diverse Angebote getestet hat, dürfte fiverr auch einem breiteren Publikum bekannt sein. Mich hat das PewDiePie-Video (in der Tat das einzige, dass ich bisher von dem erfolgreichsten Youtuber der Welt gesehen habe; es wird auch das letzte bleiben) dazu inspiriert, doch mal zu schauen, was es da im religiös-spirituellen Bereich alles gibt. Die Antwort ist: ziemlich kuriose Dinge. Ich habe mal eine Auswahl zusammengestellt.

Angebot 1: Eine Stunde über Jesus reden

Fiverr macht deinen Traum wahr – gib‘ es doch zu, du wolltest schon immer mit einem Jamaicaner über Jesus reden. Und noch dazu mit einem Jamaicaner, dessen Körper bis zum Anschlag durchtrainiert ist! Dann lass dir diese Chance nicht entgehen: Für umgerechnet nur 4,73 € bekommst du die einmalige Chance (gut, wenn du erneut zahlst, darfst du nochmal!) mit einem wildfremden Menschen über Jesus zu reden. Ist das nicht fan_tas_tisch? Falls du noch nicht überzeugt bist, nimm das:

I can tell you that I will be telling you something which is heart warming. Aus der Angebotsbeschreibung

Fazit: Worauf wartest du noch?

Angebot 2: Ich sage dir, wie Gott aussieht

Angebot eins hat dich schon von den Socken gehauen? Dann ziehen sich bei dem hier auch noch deine Fußnägel lang: Jonathan727 sagt dir, wie Gott aussieht. Ja, richtig gelesen. Er hat Gott gesehen und erzählt davon nun weiter.

Allerdings muss man für dieses phänomenale Wissen auch mehr hinblättern als nur 5 Dollar: Für 10 Dollar gibt’s das „Basis-Paket“, bei dem man drei Fragen stellen darf (großzügig: Die zählen nur, wenn Jonathan die Antwort weiß). Für 40 Dollar gibt es zusätzlich zu den drei Fragen noch einen ganzen Absatz detaillierte Beschreibung von Gott. Und für 100 Dollar kann man Jonathan sogar anrufen und 20 Minuten mit ihm reden. Wow.

Jonathan hat übrigens noch ein anderes Angebot: „I will tell you how and when you die.“ Dafür braucht er ein Geburtsdatum und ein Photo. Und 5 Dollar.  Er schreibt: „Don’t wait too long, it could happen anytime.“ Recht hat er!

Fazit: Der Stundenlohn ist leicht höher als bei dem Jamaicaner, dafür weiß Jonathan unglaublich viel. Also, eigentlich alles. Außer Antworten auf Fragen, auf die er keine Antwort hat. Wählt also weise.

Angebot 3: Anruf von Jesus

Man glaubt es kaum: Es wird noch besser. Warum mit Menschen über Gott reden, wenn man gleich mit Jesus telefonieren kann? 10 Minuten mit Jesus höchstpersönlich. Da ist die Zeit knapp, die Fragen sollte man sich vorher also gut zurechtlegen. Eine könnte zum Beispiel sein: Warum kostet es nur 15 Dollar? Oder aber man tut einfach, was in der Angebotsbeschreibung steht, die ein gewisser Tom0101001 für den HERRN erstellt hat:

You will get a 10 minute call with Jesus to confess your sins, ask for advice or just have a friendly chat with him. He is a really good person and a great conversationalist.Aus der Angebotsbeschreibung

Fazit: Schade, dass Jesus nur Englisch, Französisch, Deutsch und Chinesisch spricht. (War seine Muttersprache nicht Aramäisch? Und – hey – warum sind das die gleichen Sprachen, die auch Tom0101001 in seinem Profil angegeben hat? Der wird doch nicht… neeee…)

Angebot 4: I’m so rich. So rich, it’s so great.

Vielleicht sollte man dieses Angebot hier vorziehen – wenn es funktioniert, dann kann man sich nämlich die anderen auch problemlos leisten. Dann könnte man sich eine Standleitung zu Jesus einrichten. Ich hab das mal hochgerechnet: Das wären 2160 Dollar pro Tag,  rund 67.000 Dollar im Monat. Kein Problem, wenn man fünf Dollar bei  „Valerieprays“ investiert. Denn sie verspricht: „I will pray for God to bring you WEALTH it works“. Und weiter:

God WANTS you to have MONEY, to live a life of comfort and ease. My PRAYERS are always answered and can bring you the joy of all God’s RICHES. My method of prayer has been proven to be highly effective for thousands of happy clients. Of course nobody can guarantee the results, I can report a very high level of success and wondrous results. Give yourself the BOOST you need to attract money, and all that you deserve in life.Aus der Artikelbeschreibung

Fazit: Mich irritieren bei diesem Angebot mehrere (meeeeeehrere) Sachen, aber zwei besonders: Warum hat die Dame bereits 111 zufriedene Kunden? Und warum ist sie offenbar selbst noch nicht so reich, dass sie darauf verzichten könnte, ihre Dienste bei fiverr anzubieten? Vielleicht sollte ich mal bei Jesus anrufen und nachfragen.

Angebot 5: Aphrodite macht dich sexy

Nun war ich erst gerade beim Friseur und hab‘ mich hübsch machen lassen. Aber dieses Angebot lockt mich dann doch: Ich kann mich den „extrem mächtigen“ Aphrodite-Ritual unterziehen. Wheeeheeeew! Für nur fünf Ocken! Mein Friseur kostet 16!

In this GIG, I will PERFORM the ANCIENT GREEK APHRODITE RITUAL to make YOU more ALLURING, AROUSING and ATTRACTIVE. This spell make you ooze with SEX APPEAL. It will make both WOMEN and MEN feel CONFIDENT, BEAUTIFUL and ATTRACTIVE. It will draw partners to you like a MAGNET.Aus der Artikelbeschreibung

Fazit: Verlockend, erregend, attraktiv. Partner anziehen wie ein Magnet. Ich dachte, das könne nur Axe-Deo. Muss ich mich wohl getäuscht haben.

Gebet kaufen? Persönliche Nachricht von Jesus erhalten?

Ich fürchte, man könnte noch lange so weitermachen – mit den entsprechenden Suchanfragen findet man Dutzende solcher Angebote auf der Plattform.  Da werden Gebete verkauft, (weitere) persönliche Nachrichten von Jesus oder Mini-Bibeln als Schlüsselanhänger.

Gerne hätte ich das ein oder andere Angebot tatsächlich getestet, doch man muss mit seinem Geld bekanntlich weise haushalten. Und so werde ich noch ein bisschen Grübeln, in welches der Angebote ich investiere. Leider ist der Anruf von Jesus im Einstiegspreis das teuerste. Vielleicht muss ich also doch mit dem Aphrodite-Ritual vorlieb nehmen … ich frag mal bei meiner besseren Hälfte nach, ob das okay wäre.

Vielleicht kaufe ich mir aber künftig auch einfach die Theopop-Blogbeiträge bei fiverr. 500 Wörter kosten nur fünf Dollar. Das würde mir jede Menge Arbeit ersparen. Und, mal ehrlich: Gehaltvoller als dieser Beitrag, den ihr gerade hier gelesen habt, werden sie schon sein!

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.