(Bild: http://www.onelifegame.com/)
(Bild: http://www.onelifegame.com/)

In der Computerspiele-Welt erfreuen sich sogenannte Ego-Shooter großer Beliebtheit. Ich bin da nicht mehr ganz aktuell, habe ich doch zu einer Zeit das letzte Mal mit Maus und Tastatur geballert, als „Counterstrike“ noch als das Nonplusultra galt. In den letzten Monaten sorgt ein neues (angekündigtes) Spiel für etwas Aufsehen: „One Life“.

Was ist daran besonders? Normalerweise läuft das bei Multiplayer-Spielen, stark vereinfacht, so: Man beginnt, ballert, stirbt, beginnt wieder, ballert, stirbt. Der Tod im Spiel bringt höchstens einen Verlust im Fortschritt (= „Reset“). „One Life“ ist nun deshalb besonders, weil der Name Programm ist: Jeder hat nur ein Leben. Stirbt der eigene Charakter im Spiel, war’s das. Finito. Keine zweite Chance, kein Reset. Nach Angaben der Entwickler wird das Spiel auf der Festplatte dann unbrauchbar. Eine Frage liegt dabei auf der Hand: Wer würde sich so ein Spiel zulegen? Die Antwort: Viele. Bei Steam, einer Internet-Vertriebsplattform für Spiele, stößt „One Life“ mit dem Konzept bereits auf großes Interesse. Das Spiel soll 14.99 $ kosten und kann bereits vorbestellt werden. Wann es erscheint, ist noch unklar.

Der Tod bekommt Bedeutung

Doch was macht den Reiz aus? Die Entwickler stemmen sich gegen die bei herkömmlichen Ego-Shootern übliche Reinkarnation. Einer der Entwickler von „One Life“ beschreibt das in einem Video so:

All of us like different survival games. We like to survive, to crawl, to die. We get very upset if we die. But recently there’s been some stagnation in the genre. There ist really nothing to play. Emotions fade away. So we’ve decided to shake up the genre and add something completely new, something tough.

Innovativ ist das nur in der Hinsicht, dass man einen endgültigen Tod nun vollständig in die Welt der Computerspiele einbringt – und damit nach Aussagen des Entwicklers ganz neue Gefühle der Spieler wecken möchte. Der Tod bekommt plötzlich eine Bedeutung, die über das Ärgern über den Verlust eines Fortschrittes hinaus geht.

Doch damit nicht genug. Es bringt eine weitere Dimension in das Spiel, mit der die Entwickler auch werben:

When the enemy is defeated, you decide his fate. Forgive, humiliate, finish off, take everything he has – it’s your choice. Saved life of some loser? Take them captive and make them work off. They will do everything to be free again. No other game will give you this feeling of power over other people.

Könnte man das mit Sadismus beschreiben? Sicher ist jedenfalls: Durch die Endgültigkeit des Todes erhält dieser Aspekt in „One Life“ eine herausstechende Bedeutung. Die Macht, mit dem Besiegten tun und lassen zu können, wie es mir beliebt. Auf ihn zu urinieren (siehe Trailer), ihn einzusperren, kurz: Ihn zu demütigen. Und so manchen Spieler stößt das auch ab: „Brauch ich echt nicht. Auch möchte ich nicht andere Spieler mich um ihr Leben anbetteln lassen wollen, so pervers, um mich an so etwas zu ergötzen, bin ich dann doch nicht“, schreibt etwa ein Leser in einem Kommentar bei „Games Aktuell“.

Leben ohne Tod verliert seinen Wert

Doch zurück zum eigentlichen Thema: Mit „One Life“ wird die in Ego-Shootern übliche Reinkarnations-Vorstellung durchbrochen, mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt. Und das ist vor allem diejenige: Der Wert des Lebens wird gesteigert. Wenn der Tod das (aus christlicher Sicht: irdische) Leben beendet, hat es dann nicht eine viel größere Bedeutung, als wenn man ohnehin wiedergeboren wird? Ich möchte mal etwas provokant formulieren (Widerspruch willkommen ;-)): Der Reinkarnationsgedanke entwertet das Leben.

So gesehen bin ich zwiegespalten. Einerseits finde ich die genannten und beworbenen sadistischen Aspekte von „One Life“ abstoßend und erschreckend. Andererseits finde ich den Gedanken äußerst spannend, gerade in der Egoshooter-Welt, die von Tod und Gewalt geprägt ist, den Wert des Lebens plötzlich auf eine (freilich: mehr oder weniger) realistische Ebene zu heben. Was denkt ihr darüber?

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

3 Antworten auf &‌#8222;„One Life“: Wenn der Tod im Spiel Konsequenzen hat&‌#8220;

    1. Ja, der Erfolg des Spiels bleibt abzuwarten. Ich werde es selbst wohl nicht ausprobieren, aber sicher Erfahrungsberichte verfolgen, und Dank Youtube kriegt man ja auch so einen guten Einblick in Spiele und das, was die Spieler „darin“ machen.

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