Achtung, aufgepasst – die Welt ist bald wieder in Ordnung. Es gibt jetzt nämlich ein christliches Gewehr. Ja, richtig gelesen – das Modell „Crusader“ der US-Waffenschmiede „Spike’s Tactical“ wurde extra dazu entworfen, nicht in muslimische Hände zu fallen. Die  Idee dazu kam einem Angestellten von „Spike’s Tactical“, als er gerade die Nachrichten sah und erschüttert darüber war, dass die IS-Terroristen unschuldige Menschen töteten. Noch betroffener machte ihn offenbar, dass sie dies oft mit amerikanischen Waffen täten, die zuvor im Besitz der irakischen Streitkräfte waren. Sein Fazit: „Ich will ein Gewehr, das kein muslimischer Terrorist in die Hand nimmt, um unschuldige Menschen zu töten.“

So wurde das „Crusader“ entworfen, das seit dem 2. September für knapp 1.400 Dollar im Handel verfügbar ist. Das besondere daran: Auf dem Gewehr prangt ein Kreuzritter-Wappen und ein Bibelvers, nämlich Psalm 144, Vers 1. „Gelobt sei der Herr, mein Fels, der meine Hände kämpfen lehrt und meine Fäuste, Krieg zu führen.“ Sicherheitseinstellungen gibt es bei dem Gewehr drei: „Peace“, „War“ und „God Wills It“ („Gott will es“) – letzteres war der „Schlachtruf“ des ersten Kreuzzuges. Vielleicht sollte man den Herren von „Spike’s Tactical“ mal ein Geschichtsbuch zukommen lassen, denn die Kreuzzüge gehören nicht unbedingt zu den Epochen, auf die wir Christen besonders stolz sein sollten.

Hier seht ihr das innovative Ballerteil in Aktion:

https://www.youtube.com/watch?v=JqjvgTIoOuQ

Warum braucht die Welt ein solches Gewehr? Für die Entwickler ist klar: Der islamistische Terror bedroht nicht nur die arabische Welt, sondern auch Europa und die USA. Darum sei es längst überfällig, nun endlich ein Gewehr anzubieten, das ein muslimischer Terrorist nicht in die Hand nehmen würde.

Die Wahrheit über die Bedrohung in den USA verdreht die Herstellerfirma dabei etwas: Im „Orlando Sentinel“ weist der Vorsitzende des Rates für amerikanisch-islamische Beziehungen, Hasan Shibly, darauf hin, dass bei den 205 Mehrfach-Morden in den USA im Jahr 2015 nur bei einem ein Muslim beteiligt gewesen sei. „Wurde das Gewehr für christliche Terroristen entworfen?“ fragte er sarkastisch zurück. Und weiter: „Wir müssen über Waffengewalt reden. Bislang schweigen die Waffenbauer dazu. Es ist an der Zeit, dass sie aufhören, Profit daraus zu schlagen.“ Recht hat er: die Lösung liegt doch so nahe. Wer ein Gewehr bauen will, das (islamistische, christlich-fanatische oder wie auch immer verblendete) Terroristen nicht in die Hand nehmen, der sollte es einfach lassen.

Als diese Meldung durch meinen RSS-Feed rauschte, habe ich zuerst gehofft, es handle sich um Satire. Es bestätigt sich wieder einmal: Mitunter toppt die Realität die Satire.

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

4 Antworten auf &‌#8222;„Crusader“, das Anti-Islamismus-Gewehr&‌#8220;

  1. So ein Gewehr gibt es schon länger. Ging letztes Jahr oder vorletztes durch die Presse.

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