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Schon wieder ein Bibelfilm? Noah, Exodus – und nun „Auferstanden“ (Originaltitel: „Risen“), die Erzählung von der Auferstehung Jesu? Offenbar erlebt die Bibel derzeit eine Renaissance als Drehbuchvorlage. Wo die monumentalen Verfilmungen der alttestamentlichen Geschichten um Noah und Mose jedoch tief in die Special-Effects-Kiste greifen und durch imposante Bilder beeindrucken wollen, schlägt „Risen“ deutlich leisere Töne an. Schon am Budget ist das erkennbar: Bei Noah und Exodus weit über 100 Millionen Dollar, arbeitet Regisseur Kevin Reynolds („Robin Hood, König der Diebe“, „Waterworld“) mit gerade einmal rund 20 Millionen Dollar.

Und so wartet „Auferstehung“ auch nicht mit einem bildgewaltigen Bibelepos auf. Die Geschichte beginnt als Thriller: Im Jerusalem des Jahres 33 ist der Leichnam des gekreuzigten Aufständischen Jeschua verschwunden. Die Anhänger des Hingerichteten behaupten steif und fest, dieser sei von den Toten auferstanden. Dem römischen Präfekten Pontius Pilatus (Peter Firth) liegt angesichts des bevorstehenden Besuches des Imperators viel daran, dieses Gerücht und damit potenzielle Unruhen im Keim zu ersticken. Er ist fest davon überzeugt, die Anhänger selbst hätten den Körper gestohlen. Pilatus beauftragt seinen Tribun Clavius (Joseph Fiennes, „Shakespear in Love“, „Luther“) und dessen Berater Lucius (Tom Felton, „Harry Potter“), die Sache aufzuklären. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn schon nach wenigen Tagen wäre ein Leichnam nicht mehr identifizierbar.

Reynolds versucht sich an dieser Fortsetzung der „Passion Christi“, Mel Gibsons brutaler Inszenierung der letzten zwölf Stunden in Jesu Leben, die mit Andeutungen auf die Auferstehung endet. Bis auf einige Szenen zu Beginn der Geschichte kommt der Film aber ohne übertriebene Gewaltdarstellungen aus. Stattdessen setzt er darauf, dass die Erzählung selbst wirkt.

Clavius, der Paulus

Die Geschichte der Auferstehung Jesu wurde bereits häufig erzählt. „Auferstehung“ aber wählt eine neue Perspektive: Die eines römischen Soldaten, der einen Kriminalfall aufklären muss. Zeugenbefragungen, Hetzjagden durch Jerusalem – Reynolds gelingt es, all dies glaubhaft und spannend umzusetzen. Ohne Effekthascherei, mit gut besetzen Hauptdarstellern. Joseph Fiennes und Tom Felton überzeugen als Ermittler-Team. Fiennes schafft es, die enormen inneren Konflikte des faktengläubigen Clavius bis zuletzt überzeugend auf die Leinwand zu bringen.

Denn Clavius beginnt immer mehr, an der offiziellen Variante eines Leichen-Diebstahls zu zweifeln. Er fängt an, seinen Glauben den Fakten anzupassen, die sich ihm im Zuge der Ermittlungen darlegen. „Ich verfolge ihn, den Nazarener, um die Wahrheit aufzudecken“, lautet schließlich sein Quasi-Bekehrungssatz, der ihn zum Feind in den eigenen Reihen macht. Parallelen zwischen Clavius und der Figur des frühchristlichen Missionars Paulus sind unübersehbar – ein harter Verfolger der ersten Christen wechselt die Seiten.

Bibel-Statement ohne Raum für Zweifel

Und hier beginnt auch der schwächere Teil des Films. Denn die Auflösung des Falls folgt auf den Fuß, viel zu früh und viel zu eindeutig. Und mit ihr geht auch die Spannung verloren. Der Versuch, die Jagd nach einem verschollenen Leichnam in eine gleichermaßen spannende Jagd nach der Wahrheit zu verwandeln, scheitert über weite Stecken. Mit dem inneren Wandel des römischen Verfolgers steht außer Frage, wohin die Reise geht. Der Thriller wird zum netten Bibelfilm, den man schon in Dutzenden anderen Varianten gesehen hat. Schön inszeniert zwar, aber ohne Überraschungen.

„Auferstehung“ verkommt auf diese Weise zu einem Statement: Die Filmemacher wagen sich an keine Interpretation der biblischen Überlieferung, halten sich eng an das Grundgerüst. Sie hinterfragen nicht, zeigen keine alternativen Deutungen auf, lassen nichts offen, spinnen keine weiteren Handlungsstränge.

Man könnte dieses enge Umklammern des fast 2000 Jahre alten Drehbuchs mangelnde Kreativität nennen. Eine vertane Chance, dem Ganzen einen völlig neuen Dreh zu geben. Oder aber man kann es als das sehen, was es offenbar sein will: der Versuch, diese Erzählung für sich selbst sprechen zu lassen. „Auferstehung“ wird dann zur gelungenen Neuverfilmung einer alten Geschichte, erzählt aus einer bislang unbekannten Perspektive. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.

(Dieser Artikel erschien zuerst auf n-tv.de.)

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

2 Antworten auf &‌#8222;„Auferstehung“ – alles beim Alten&‌#8220;

  1. Die Handlung erinnert mich an den Roman „Das Evangelium nach Pilatus“ von Eric-Emmanuel Schmitt. Im ersten (kleineren) Teil berichtet Jesus aus der Ich-Perspektive; im zweiten Teil untersucht Pilatus die Auferstehung. Das Ende ist interessant: Am Schluss reist Pilatus mit seiner Frau (der der Auferstandene erschienen ist) wieder nach Rom und weiß nicht, was er von allem halten soll, trotz der starken Hinweise und Erlebnisse, die er gesehen und erfahren hat. (Das steht im Gegensatz zu Clavius im oben besprochenen Film.) Waren Pilatus‘ Sinne vielleicht doch vernebelt? Er müsste dem Zeugnis der Zeugen glauben; seine Frau meint, damit sei er der erste Christ.

    Der Roman trägt den Titel „Evangelium“ durchaus zu recht: Er ist ein Glaubenszeugnis. Gleichzeitig hat Schmitt recherchiert und sich mit dem historischen Hintergrund beschäftigt. Kleinere Kritikpunkte sind eher, dass das Reich Gottes vielleicht als etwas zu „präsentistisch“ („schon da“) dargestellt wird, vielleicht etwas zu wenig als „zukünftig“ („noch nicht“) – das ist möglicherweise aber auch Interpretationssache. (Zudem ist m.E. nicht unbedingt klar, wie Jesus sich das Eingreifen Gottes in der Welt vorgestellt hat, trotz der „kleinen Apokalypsen“ in den Evangelien.) Ungenau auch, dass im Roman Maria von Magdala mit der reuigen Sünderin gleichgesetzt wird.

    Insgesamt denke ich, dass es sich um einen gelungenen Roman handelt. Als ich von „Risen“ gelesen hatte, fragte ich mich, ob der Roman dem Film als Vorlage diente, aber das scheint nicht der Fall zu sein.

    1. Ja, den Roman kenne ich auch – steht bei mir im Regal. Ist allerdings schon eine ganze Weile her, dass ich den gelesen habe. Mir ist er bei dem Film nicht in den Sinn gekommen, danke daher für den Hinweis an dieser Stelle! Ich glaube, Vorlage für den Film war er tatsächlich nicht.

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