Weshalb mir der Film „Jesus liebt mich“ gefällt:
Zugegeben: Es ist vor allem eine leichte deutsche Liebeskomödie.
Nur dass diesmal kein Tierarzt oder Witwer ist, in den sich die weibliche Hauptperson Marie verliebt. Sondern der Zimmermann Jeshua. Das Dumme ist nur: Jeshua ist Jesus, der zur Apokalypse wiedergekommen ist. Das ist ein Problem für Marie, und für den Zuschauer kann es ebenfalls zu einem Problem werden, weil man in diesen Zeiten ja kaum noch unbefangen über Religion Witze machen kann.
Aber dieser Film ist das beste Argument dafür, das lockerer zu sehen:
1. Die Katechese
Um über etwas lachen zu können, muss ich es kennen.
Witze funktionieren nur, wenn der Zuhörer/Zuschauer den Hintergrund kennt.
Hier wird das Christentum auf eine nette Art auf die Schippe genommen.
Es wird an das Wissen der Menschen über den christlichen Glauben angeknüpft.
Manche Witze zünden bei jedem (z.B. die Stelle, an der Jeshua fragt, wer denn dieser Benedikt sei.). Andere sind nicht so plakativ.
Da muss man schon ein bisschen mehr über den Glauben wissen:
Ein wunderbarer Aufhänger, um über Glaubensinhalte ins Gespräch zu kommen!
2. Die Selbsterkenntnis
Und dann gibt es die Witze, bei denen einem das Lachen im Hals stecken bleiben kann:
Als der „Herr der Fliegen“ (= der Teufel) sich über Langeweile beklagt:
Weil nämlich die Menschen sich selber viel besser das Leben zur Hölle machen, als er es kann……
3. Das Evangelium
Der Film spielt mit Erwartungen, die der Durchschnittsbürger an die Kirche und an das Christentum hat. Und diese Erwartungen werden durchbrochen, auf eine ganz feine nette Art.
Z.B. Marie: Nachdem sie erkannt hat, welchen Auftrag Jeshua hat, versucht sie die Welt auf ihre Art zu retten: Sie kleidet sich sittsam und gibt ihr ganzen Hab und Gut den Armen der Welt. Kurzum: sie tut das, was für viele Menschen der wichtigste Inhalt des Christentums ist.
Aber Jeshua versteht das nicht. Er ist irritiert, weil sie so anders ist.
Seine Botschaft an Marie, welches auch gleichzeitig als die Botschaft des Films bezeichnet werden kann, lautet folgendermaßen:
Sei ehrlich! Und dann versuche die Welt ein bisschen besser zu machen!
4. Die Schauspieler
Ganz ehrlich: Jessica Schwarz und Florian David Fitz sind ein nettes Paar.
In so einen Jesus würde man sich auch verlieben.
Aber: Henry Hübchen und Hannelore Elsner sind noch mal um Längen besser!
Es macht so eine Freude, den beiden beim Spielen zuzusehen:
Henry Hübchen in Feinrippunterhose und Liebeskummer.
Hannelore Elsner mit Wallawallagewand und Lebensfalten.
Das schönste Liebespaar diesen Jahres!
5. Der Filmtitel
Mal ehrlich: Ist er nicht genial?
Natürlich hat der Film auch seine Schwachstellen. Sowohl theologisch als auch filmerisch. Zu bemängeln ist, dass diese Welt in dem Film nur als eine unter vielen dargestellt wird: Da Gott so viele Welten zu beaufsichtigen hat, fehlt ihm manchmal die Zeit, sich um unsere Welt zu kümmern.
Damit findet der Regisseur eine simple Antwort auf die Theodizeefrage, auf jene Frage danach, ob Gott gleichzeitig gütig und allmächtig sein kann. Denn wenn er es wäre, könne er ja mit einem Schlag alles Schlechte auf der Welt verhindern. Da er dies aber eindeutig nicht tut, scheint Gott entweder gleichgültig oder hilflos zu sein.
Im Film ist Gott sowohl gütig als auch allmächtig, nur halt zu beschäftigt (was ja eigentlich auch eine Einschränkung der Allmacht ist). Das ist mir zu platt und es widerspricht unserem christlichen Glauben, dass wir und unsere Welt eine einzigartige Schöpfung Gottes ist. Übrigens weicht der Film an dieser Stelle auch erheblich von der Roman-Vorlage ab.
Doch mein Fazit bleibt:
Mehr von diesen Filmen, die so herrlich leicht von Gott und dem Glauben erzählen!
Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag! Ich selbst habe den Film noch nicht gesehen, denke aber, dass ich ihn mir spätestens wenn er auf DVD erscheint, anschauen werde. Ich finde es grundsätzlich gut, wenn Religion in Filmen thematisiert wird, schließlich ist sie Teil des Lebens für Millionen von Menschen in Deutschland.
Auch wenn theologisch nicht alles sauber zu sein scheint, so ist es doch, wie im Artikel richtig angemerkt wird, eine gute Chance, darüber mit anderen ins Gespräch zu kommen!
Mir gehts wie meinem Vor-Schreiber 🙂 – auch wenn ich allerdings (und vermutlich zu Recht 😉 ) hoffe, dass nicht nur Zuhörer/Zuschauer, sondern auch ihr weibliches Pendant ins Lachen kommen darf 🙂 – danke für diesen Gastbeitrag!
Der Film läuft schon lange nicht mehr, diese Rezension habe ich aber jetzt erst gelesen und kann sie nur voll und ganz unterschreiben! WErde mir auf jeden Fall das Video besorgen.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass das Vergnügen beim Ansehen deutlich größer ist je mehr „Hintergrundwissen“ man hat – viele Gags waren für religiös nicht sozialisierte Zuschauer offensichtlich nicht verständlich – wir haben öfters mal alleine gelacht… Ich habe auch gedacht: warum sponsort die Kirche nicht solche Filme? Absolut genial, wie auf unterhaltsame Weise durchaus ernsthafte Sinnfragen aufgeworfen werden. Die Idee mit dern verschiedenen Welten beantwortet die Theodizee Frage zwar nicht, richtig, aber welcher theologisch-dogmatische Entwurf beantwortet sie schon?
Diesem Jesus wäre ich auch gerne persönlich begegnet… 😉
Ich habe den Film, muss ich gestehen, noch nicht gesehen. Bei nächster Gelegenheit muss ich das aber nachholen. Er scheint ja tatsächlich gut anzukommen!
…neulich bei einer größeren Supermarktkette gab es diesen Film zum Schnäppchenpreis auf DVD. Da ich noch wusste, dass Nicole ihn als sehenswert beschrieb, habe ich ihn mitgenommen. Und siehe da – eindeutig und absolut lohnenswert – mit den beschriebenen „Schwächen“, aber eben auch mit den vielen erfreulichen Attributen! Danke für den Filmtipp! Wir schauen ihn bestimmt nochmal!