Die „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“ (FSM) muss eine juristische Niederlage einstecken: Ein Gericht untersagt der Satire-Religion, am Ortseingang zum brandenburgischen Templin Hinweisschilder für ihre „Nudelmesse“ anzubringen. (Freitag, 10 Uhr. Würde mich wundern, wenn die besser besucht wäre als ein christlicher Gottesdienst – muss der Normalbürger da nicht arbeiten?) Die „Pastafarianer“ wollten in dieser Hinsicht eine Gleichberechtigung mit ortsansässigen Glaubensgemeinschaften erstreiten, denen es erlaubt ist, entsprechende Schilder anzubringen. Die Niederlage kommt auch für die FSM nicht überraschend – der Vorsitzende kündigte bereits an, vor die nächsthöhere juristische Instanz zu ziehen. Die letzte Nudel ist noch nicht gegessen, sozusagen.
Im Hintergrund steht vordergründig (hehe, Wortspiel!) die Frage, ob die selbsternannte Kirche tatsächlich eine Glaubensgemeinschaft ist – wäre dies der Fall und würde ein deutsches Gericht so entscheiden, gingen die Argumente gegen eine Platzierung eines Hinweisschildes auf die Nudelmesse aus (s.u.). Eigentlich aber zeigt die öffentlichkeitswirksame Aktion der Pastafarianer mit dem Finger jedoch auf etwas ganz anderes: Mit welchem Recht werden überhaupt Hinweisschilder auf die Veranstaltungen von Glaubensgemeinschaften an Ortseingängen aufgestellt?
Die Schilder auf einen Erlass des Bundesverkehrsministeriums aus dem Jahr 1960 zurück. Die Überlegung war, so formuliert es zumindest die „Aachener Zeitung“ in einem älteren Artikel: Wer mit dem Auto an einen fremden Ort kommt, soll sofort sehen, wann dort eine Messe oder ein evangelischer Gottesdienst gefeiert wird. Im August 2008 wurde die Erlaubnis für das Aufstellen entsprechender Schilder allen Glaubensgemeinschaften ausgeweitet (im Original hier). Bis dahin war dies nur der evangelischen und katholischen Kirche möglich. Die Kosten für die Unterhaltung müssen von der Vereinigung selbst getragen werden; bis 2008 aufgestellte Schilder genießen Bestandsschutz.
Diese Schilder sind überflüssig!
Die Aktion der „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“ finde ich zugegebenermaßen gelungen. Sie stellt nämlich die Frage danach, warum es überhaupt einen solchen Erlass braucht. Vermutlich stört sich kaum einer an den Schildern, die häufig hinter dem Ortseingangsschild zu sehen sind. Ich auch nicht. Aber ich halte sie dennoch für überflüssig.
Erstens, weil es nicht plausibel erklärbar ist, warum diese Schilder nur an den (Bundes-)Straßen stehen dürfen. Warum werden entsprechende Schilder nicht auch an/vor Bahnhöfen aufgestellt? Schließlich kommen viele Besucher einer Stadt auch dort an. Zweitens, weil das Geld besser investiert werden könnte. Ganz unabhängig davon, wer es bezahlt, ob Staat oder Glaubensgemeinschaft – mir fallen Tausende sinnvollere Dinge ein, die man mit dem Geld tun könnte. (Auch wenn ich vermute, dass die Instandhaltung nicht besonders kostspielig ist. Das Aufstellen schon eher…)
Drittens, weil ich mich frage: Wer braucht diese Schilder denn ernsthaft? Zumal sich Gottesdienst- oder Zeiten anderer Veranstaltungen ändern können, und die Schilder dann mehr Verwirrung als sonstwas stiften. Ich glaube: Wer als Anhänger einer Religionsgemeinschaft zu Gast in einer Stadt ist, der informiert sich doch (sollte es ihm wichtig sein) über andere Wege darüber, was angeboten wird. Stichwort Internet. Oder Spaziergang (von mir aus auch Autofahrt) vorbei an der entsprechenden Lokalität. Dann hat man auch mal gesehen, wo das überhaupt ist, denn Ortsangaben stehen ja auf den Schildern sowieso nicht drauf.
Sollte man der „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“ also erlauben, ihr Schild bei denen der (anderen) Kirchen anzubringen? Nein. Man sollte sie allesamt abschaffen. Ernsthaft: Danke für den Impuls, liebe Pastafarianer!
Off-Topic-P.S.: Dass auch eine Satire-Religion den Humor verlieren kann, hatten wir auf Theopop schonmal.
Die Schilder abzuschaffen halte ich für grundsätzlich falsch. Es wäre ein weiterer Rückzug der Kirche aus der Öffentlichkeit – und das ist ja genau das, was diese (entgegen ihrer lustigen Tarnung ja sehr feindseligen und humorlosen) Spaghetti-Leute nur wollen.
Diese Schilder kosten nicht allzu viel (ich weiß das, weil ich gerade am Aufstellen von einem solchen Schild beteiligt war) und dabei teilen sich die Kirchengemeinden im Regelfall noch die Herstellungs-Kosten, und die Dinger halten dann ewig. Ich bin – im Gegensatz vielleicht zu vielen Großstadt-Bewohnern, die hier mitlesen – viel mit dem Auto unterwegs, und wenn ich in ein Dorf hineinfahre und dann das Schild mit den Gottesdienst-Zeiten sehe, dann gibt mir das ein gutes Gefühl, dass auch hier Christen miteinander zu Jesus beten. Und das möchte ich mir nicht nehmen lassen von einer aggressiven Minderheit spaghetti-verschlingender Jesus-Hater.