Seit dem 5. Oktober  gibt es ein neues Angebot für Smartphone-Nutzer: die „AndachtsApp“ der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Grund genug, mit diesem Beitrag die Reihe der „App-Tests“ um einen Artikel reicher zu machen (bisher getestet: die „Losungs-App„, „Pocket-Voodoo„, 3 kuriose Smartphone Apps).

Also, los geht’s: Die AndachtsApp auf Herz und Nieren geprüft.

Design und Handhabung

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Der Anfangsbildschirm: Die Farben der Landeskirche sind unverkennbar.

Der erste Eindruck: schick. Das Design ist ansprechend und modern gestaltet. Öffnet man die App, kommt man auf einen unaufgeregten, aufgeräumten Bildschirm („Wochenansicht“, siehe Bild), auf dem das Datum, das aktuelle Wetter und unten der Link zur Morgenandacht angezeigt werden. Andachten der vergangenen Tage können per „wischen“ angesteuert werden.

Ein Klick auf das Logo oben links öffnet das Menü. Neben den Punkten „Suche“ und „Wochenansicht“ (Startbildschirm) gibt es die Unterpunkte: „99 Sekunden“, „Ich glaub schon“, „Kirchenfeste“, „Morgenandacht“, „Wort zum Tag“, „Favoriten“ und „Kontakt/Impressum“.

Leider wird nicht erklärt, was sich hinter den einzelnen Punkten verbirgt, auch einen erläuternden „Hilfe“-Bereich sucht man vergebens. Was erwartet mich bei „99 Sekunden“, oder bei „Ich glaub schon?“ Was ist der Unterschied zwischen „Morgenandacht“ und „Wort zum Tag“? All das überrascht mich etwas, da die App in der Beschreibung mit den Worten „Der Impuls für jeden Tag: Die AndachtsApp bietet an 365 Tagen im Jahr eine Video- oder Audio-Andacht“ angekündigt wird. Der Nutzer bekommt offenbar mehr als das – bleibt aber etwas verloren damit, da das Konzept nirgends offen gelegt wird.

So muss ich mir selbst zusammenreimen: 99 Sekunden scheinen Gedanken zum Monatsspruch zu sein, die sich gezielt an junge Erwachsene richten. Bei Ich glaub schon findet sich bisher nur der einleitende Text zur App selbst, Kirchenfeste zeigt derzeit zwei Videos zum Erntedankfest. Morgenandacht ist das, was mir auch auf dem Startbildschirm angezeigt wird – also offenbar der eigentliche Kern der App.

Und Wort zum Tag? Das scheint zusätzliche Andacht zu sein, die im Video selbst mal mit „Wort zum Tag“ und mal mit einem begrüßenden „Guten Abend“ überschrieben ist. Leider ohne Datumsangabe, sodass man etwas verloren ist, wenn in den Andachten die Rede davon ist, dass „heute vor 50 Jahren“ etwas passiert sei. Irgendwie kommt da der Verdacht auf, dass hier nicht ganz konsequent zu Ende gedacht wurde.

Die Andachten: Kirche meets Golden Toast

Oben: Intro des Videos, unten: der Impuls, gesprochen von PfarrerInnen der Landeskirche in Württemberg.
Oben: Intro der Videos, unten: der Impuls, gesprochen von PfarrerInnen der Landeskirche in Württemberg.

Zum Inhalt der Andachten generell etwas zu sagen, ist unmöglich. Nadja Golitschek vom Evangelischen Medienhaus in Stuttgart, das die App entwickelt hat, erklärt mir, dass es keine Vorgaben für die PfarrerInnen und AutorInnen der Andachten gibt. Naturgemäß ist es wie bei Predigten: Sie sind mal mehr, mal weniger ansprechend. Die Gedankenimpulse sind ca. 2 Minuten lang – eine gute Länge.

Etwas überraschend ist jedoch das Setting der Andachts-Videos. Statt des ansprechenden, modernen App-Designs kommen die Impuls-Videos etwas altbacken her (siehe Bild). Und bei dem aufgehenden „Guten Morgen“ (wahlweise „Guten Abend“ oder „Wort zum Tag“) im Intro könnte man spontan an ein Golden Toast-Sponsoring denken.

Andere Videos der App haben ein ansprechenderes Setting, ein flottes und gut gemachtes Intro (z.B. 99 Sekunden), und die Autoren bewegen sich beim Sprechen frei in einer authentischen Umgebung. Schade, dass das nicht auch beim Kernangebot umgesetzt wurde, das der Nutzer täglich vor Augen hat. Vermutlich ist es deutlich unaufwendiger, die kurzen Impulse vor einem Bluescreen zu drehen – leider aber geht das auf Kosten der Qualität.

Die Funktionen

Bislang kann man die Andachten nur anschauen und als Favoriten markieren (dann tauchen sie unter dem entsprechenden Unterpunkt auf). Das funktioniert auch einwandfrei.

Die „Teilen“-Funktion ist für das nächste Update angekündigt, ebenso eine Download-Möglichkeit. Bislang eignet sich die App vor allem für Auszeiten in einem WLAN-Bereich, denn Videos belasten grundsätzlich die oft knapp bemessenen Datentarife. Wünschenswert wäre dabei, dass es auch die Möglichkeit gibt, die neueste Andacht trotz (angekündigter) Erinnerungsfunktion automatisch herunterzuladen (im WLAN), wie es etwa bei vielen Podcast-Apps der Fall ist.

Ein Fazit in drei Punkten /tl;dr

  • Kirche goes Smartphone – die AndachtsApp bereichert die App-Landschaft und hält, was sie verspricht: Sie bietet einen kurzen Gedankenimpuls für ruhige Minuten. Das Angebot wird mit Sicherheit vor allem kirchlich sozialisierte Menschen ansprechen, auch wenn sich die App nach Auskunft der Macher grundsätzlich an alle „spirituell interessierten Menschen“ richtet.
  • Die App an sich ist solide programmiert und hat ein ansprechendes Design. Die einzelnen Andachten aber können (optisch) nicht so recht überzeugen.
  • Schade, dass das Konzept nicht so richtig transparent ist. Geht es nun um einen kurzen Impuls pro Tag? Wie sind dann die anderen Videos einzuordnen? Schön wäre hier ein Erklärvideo, oder zumindest ein einführender Text. Im Moment ist der Nutzer da etwas verloren.

Die Andachtsapp gibt es kostenlos im Google Play-Store. Dort gibt es auch noch mehr Screenshots. (Apple-Nutzer müssen sich noch ein wenig gedulden. aktuelle Infos zum Stand gibt es hier.)

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

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