Ein neues Jahr beginnt, und zu einem neuen Jahr gehören auch neue Losungen. Als Smartphone-Nutzer hatte ich bisher eine tolle App, die mir auf meinem Telefon jeden Tag die neuesten Losungen angezeigt hat, über ein sogenanntes Widget. Jedes Mal, wenn ich mein Telefon anschaltete, lachten mich also die Losungen an. Das fand ich toll.

Am 1.1.2014 jedoch fand ich statt des täglichen Verses Folgendes vor:

(Screenshot: fm/Theopop)
(Screenshot: fm/Theopop)

Keine Rechte mehr, die alte App, die mir lange problemlos gute Dienste geleistet hat, ist unbrauchbar und muss deinstalliert werden. Mir war bewusst, dass es für die Losungen Rechte gibt – auch wenn ich es irgendwie befremdlich finde. Aber das wäre ein anderes Thema.  Fakt ist jedenfalls: Die Herrnhuter Brüdergemeine hat offenbar für 2014 eine eigene Smartphone-App programmiert, für die sie sich durch den Entzug der Rechte die Konkurrenz aus dem Weg schafft. Das ist, was auch man immer von der Rechtefrage hält, zumindest nachvollziehbar. Die bisherige App „Losungen“ wurde von einem Privatmann programmiert und gepflegt.

Neue App? Her damit!

Nun gut. Will ich weiterhin auf meinem Handy in den Genuss der Losungen kommen, muss ich mir lizenzierte Original-App herunterladen. Die ist kostenlos im Google-Play-Store verfügbar und schnell installiert. Doch ebenso schnell kommt die Ernüchterung. Die App ist zwar kostenlos, doch für die Daten muss ich zahlen. 4,49 Euro kosten die Losungen für 2014. Ich stutze, denke dann aber: Für das Losungs-Büchlein muss ich ja auch zahlen. Es wundert mich dann aber schon, dass die gedruckten Losungen in der normalen Ausgabe nur 3,90 Euro kosten.

(Screenshot: fm/Theopop)
Die neue, „originale“ Losungs-App.  (Screenshot: fm/Theopop)

Aber ich bin ja nicht so. Und außerdem will ich die Losungen wieder auf meinem Telefon! Auch wenn es mir leicht aufstößt, überhaupt für einen digitalen Bibeltext (ähm, Moment: für die Auslosung eines Bibeltextes) bezahlen zu müssen und ich vor allem die Höhe nicht verstehe, gebe ich klein bei. Und schließlich verstehe ich auch: da steckt Arbeit dahinter, auch die Herrnhuter Brüdergemeine muss sich in schwieriger werdenden Zeiten finanzieren.

Die App ist schlicht gestaltet, sieht hübsch aus. Ich muss sagen: ansprechender als die alte. Per Kalender kann ich mir die Vers-Auswahl für jeden beliebigen Tag anschauen. Schriftgröße (3 Stufen) und Hintergrundfarbe (12 Farben) kann ich auswählen. Mit einem Klick auf die  verlinkte Bibelstelle komme ich auf „die-bibel.de“ zum jeweiligen Textabschnitt direkt in den Kontext der Losung. Das geht natürlich nur, wenn ich Internetzugang habe.

Doch das war es leider auch schon. Bei der vorherigen App gab es zum Beispiel eine Notiz-Funktion zu den Losungen. Die suche ich hier vergeblich.

Kein Widget? Setzen, Sechs!

Doch viel mehr noch stört mich etwas anderes. Die Losungs-App an sich habe ich gar nicht sehr häufig benutzt. Was mich aber täglich begleitete: Das Widget auf der Startseite meines Smartphones. Und ich war schwer enttäuscht, als ich feststellen musste, dass es kein Widget gibt. Die neue App wurde also ohne die Möglichkeit geliefert, sich die Losung auch ohne das zusätzliche Öffnen des Programms anzeigen zu lassen. Das ist mir, ehrlich gesagt, völlig unverständlich. Für mich ein Grund, die App im Test „durchfallen“ zu lassen und zu hoffen, dass bald per Update ein Widget nachgeliefert wird. Das Schöne war doch gerade, dass ich durch das Widget jeden Tag an die Losungen erinnert wurde. So kann ich mir auch für 3,90€ die Buch-Version kaufen.

Was mir vor allem schleierhaft ist: Die Programmierer der App – oder diejenigen, die dafür verantwortlich sind – müssen doch gewusst haben, dass es seit langer Zeit eine gut funktionierende, brauchbare App für ihre Losungen gibt. Die „alte App“ hat eine enorm hohe Nutzerzufriedenheit. Denn sie hat einfach gut funktioniert. Und vor allem: Zwischen 50.000 und 100.000 Leute haben sie nach Google-Angaben auf ihr Smartphone geladen. Wie kann man auf die Idee kommen, hier einfach eine von Grund auf neue App aus dem Boden stampfen zu wollen? Hätte man nicht zum Beispiel mit dem Entwickler der „ersten“ App eine gemeinsame Lösung suchen – und etwa eine Zusammenarbeit in die Wege leiten können? Hätte man nicht aus seinen Erfahrungen lernen können?

Offenbar wollte man das Rad neu erfinden. Das ist nicht nur sinnlos, sondern auch teuer. Denn ich vermute, dass die App auch wegen hoher Entwicklungskosten teurer ist als das Buch. Man hätte viel sparen können, vor allem Ärger. Nicht nur mir, wenn man sich die Bewertungen im Google-Store anschaut. 198 von 257 geben die schlechtmöglichste Wertung. Auch wenn einige Radikal-Kritiker darunter sind: Viele kritisieren nicht grundsätzlich, dass sie bezahlen müssen. Es ist die Höhe, die unangemessen erscheint. Und das Unverständnis darüber, dass kein Widget mitgeliefert wurde. Der App wird also letztendlich zum Verhängnis, dass die Nutzer für eine Verschlechterung zahlen müssen.

[Update 7.01.2014]: Kummerkasten-Email

An dieser Stelle möchte ich Nachreichen, dass es eine Adresse gibt, an die man sich wenden kann. Wer seinem Unmut kund tun möchte, kann eine Mail an support@losungen.de schicken, Manfred Salewski ist der zuständige Pfarrer. Bitte aber: In vernünftigem Ton und sachlich! Pöbelei bringt niemanden weiter und wird seitens der Verantwortlichen sowieso ignoriert.

[Update 12.02.2014]: Neuigkeiten

Es tut sich tatsächlich etwas bei der App. Ausführliche Infos gibt es hier in einem neuen Blogbeitrag.

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

18 Antworten auf &‌#8222;App-Test: Warum „Die Losungen“ durchfallen&‌#8220;

  1. Lieber Losungs-App-Nutzer,
    Danke für den Hinweis auf diesen Artikel und die sachlich geschriebene Kritik.
    Alle nun mit dem Schrecken von 2014 lebenden Nutzer der Losungen sollten sich zusammentun und gegen die App ohne Widget und die unverständlich hohen Kosten (sollte doch einladend sein und kostenlos?!) und die Hürde die für Losungsleser auf dem Handy damit aufgebaut wird protestieren; ggfs. auch die App verweigern. An die Adresse der Herausgeber, deren Interesse sollte doch sein möglichst viele Leser zu gewinnen zu einem vertretbaren Kostenrahmen und einer medengerechten Handhabung (mit Widget und Notizbuchfunktion)! Da gibt es auch eine Aktionsfunktion der Kirchen: „mehr als Ja und Amen!“ –
    (Zum 200. Geburtstag von Georg Büchner ist das eine Erinnerung an seinen Aufruf von 1834 „Verhältnisse umzuwerfen, die dem Menschen nachteilig sind und damit auch die Anstiftung zur Auflehnung!)

    1. @Herbert E. Gunkel:

      Deshalb auch der Verweis auf den Support für die Losungen-App – ich hoffe, es werden noch einige Nutzer dorthin schreiben und so vielleicht doch noch etwas bewegen können.

  2. Habe gerade festgestellt, dass ich die Support-Adresse der Verantwortlichen in meinem Beitrag gar nicht drin hatte. Wurde jetzt nachgeholt 🙂

  3. Lieber Fabian,
    ich kann den Aussagen aus Deinem Artikel nur anschließen. Seit 2 Jahren habe ich auch auf meinem Tablet diese App gehabt – und vor allem das Widget und die Notizfunktion haben mir sehr gute Dienste geleistet. Per googlen bin ich zwar auch auf andere Losungs-Lösungen gestoßen, aber an die durchdachten Funktionen kommen sie nicht heran.
    Vielleicht hat Herrenhut ja doch noch ein Einsehen mit den vielen Nutzern …
    C.H.

    1. Meinst du die App „Losungen 2“? Da habe ich sowohl mit dem Entwickler als auch mit den Herrnhutern Kontakt aufgenommen. Vom Entwickler habe ich schon Antwort, er hat keine gesonderten Rechte und hat sich mit den Herrnhutern in Verbindung gesetzt. Es ist davon auszugehen, dass diese App auch nicht mehr lange funktioniert…

    1. Danke für den Link! Ich schreibe heute den Herrnhutern nochmal, schließlich wollten die sich „mit der Sache befassen“… Ich hoffe das ist kein Synonym für „aussitzen“.

  4. Hallo Fabian,
    nein, ich meinte nicht „Losungen 2″, sondern die App Hoffnung für heute“. Da gibt es Versionen mit unterschiedlichen Bibel als Hintergrund; die Bibellese, Wochensprüche etc. Fast wie bei der guten alten Version – nur eben leider kein Widget und auch keine Möglichkeit eigene Notizen zu erfassen.
    Aber man kann sich daran gewöhnen, eben kurz den App-Schalter Hfh aufzurufen und schon hat man die heutige Losung.
    Ist für mich zumindest ein Kompromiss.
    Ich kaufe so viele verschiedene Losungen auf Papier, so dass ich sagen würde: Eine „elektronische“ müsste auch ohne Zusatzkosten für mich dabei sein.
    LG
    C.H.

  5. Meine Frau und ich haben uns die letzten Jahre zum Losungsbuch auch die App heruntergeladen um uns die Losungen unterwegs noch einmal durchlesen zu können. Super fanden wir, dass uns Gottes Wort gratis zur Verfügung stand. Leider müssen wir nun feststellen, dass auch bei der Herrenhuter Gemeinde die Profitgier über den Auftrag Jesu : Gehet in die Welt und verkündet…. gesiegt hat. Hoffentlich verlangen nicht die Pastoren einmal Geld dafür, das wir ihre Predigten von der Kanzel hören dürfen.

  6. Der Autor der beliebten Losungs-App hat sie für die Bibelverse des Projektes Bibel 2.0 (bible2.net) portiert:

    http://bible2.net/2014/01/das-wort-als-android-app/

    Sie ist damit in fast 20 Bibelausgaben verfügbar! Das Projekt Bibel 2.0 entstand Ende 2007, als es denselben Ärger schonmal gab für die damaligen „Freeware-Losungsprogramme losung.de“. Die Paare von Bibelworten werden übers Internet (2.0!) zusammen ausgesucht.

    Damals lernten wir auch, dass zwar die Rechte für die Paare von Bibelworten bei Herrnhut liegen, wir aber zusätzlich für die Verwendung des (Luther-) Bibeltextes an die Bibelgesellschaft hätten bezahlen müssen. Der Preis für die App könnte also auch einen „Bibeltext-Anteil“ enthalten.

    1. Vielen Dank für den Hinweis! Ja, die App kenne ich, aber das sind ja nicht „Die Losungen“ – für viele ein Ausschlusskriterium, da das tolle an den Losungen ja zum Beispiel auch ist, dass sie weit verbreitet sind und viele Menschen über dieselben Verse nachdenken und sich dann auch drüber austauschen können.

      Zum Preis: Natürlich macht das sicherlich auch einen Teil aus, aber trotzdem konnte das ja bislang kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Und es erklärt nicht, warum die App teurer ist als das Buch…

    1. Danke 🙂 Hab die Email auch bekommen. Gestern hab ich’s nicht mehr geschafft drüber zu bloggen, werd‘ aber wohl gleich auch noch einen kleinen Beitrag schreiben, damit es hier auf dem Blog eine runde Sache ist.

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