Theopop im Advent: Jeden Sonntag gibt es einen neuen Artikel mit einer etwas anderen Sichtweise auf die Vorweihnachtszeit – zum Nach- und Mitdenken.
Stirb Langsam, Kevin Allein zu Haus, Tatsächlich Liebe, Lethal Weapon, Brügge sehen … und sterben – ich weiß nicht warum das so ist, aber ich bin besonders bei meiner Reihenfolge von Weihnachtsfilmen, die ich jedes Jahr sehen muss, um mich in Stimmung zu junken, sehr, na gut, zwangsgestört.
Muppets Family Christmas auf Youtube, Scrooged auf Amazon oder DVD, das Garfield Christmas Special, das Alf Christmas Special und dann aber der Höhepunkt: Die Muppets Weihnachtsgeschichte.
Besonders das erste kann ich aber ans Herz legen, es hat mir einen ersten Zugang zu anglikanischen und methodistischen Weihnachtsliedern gelegt. Ich singe die in der Advents- und Weihnachtszeit immer genau in der Reihenfolge wie das die Muppets gemeinsam mit der Sesam-Straßen-Crew machen. Ja, Du und Sie lesen richtig: Die Muppets UND die Sesamstraßen-Charaktere feiern zusammen Weihnachten. Mit den Fraggles. Auch wenn die wohl wirklich keiner mehr kennt. Das ist ein ambitioniertes Crossover vor dem die Avengers zittern müssen und an das sich hoffentlich die Menschen länger erinnern werden.
Jim Hensons Puppen-Inklusivismus
Jim Henson kommt selbst darin vor. Und er wäscht ab. Jesuanisch wie er ist. Drei Jahre vor seinem tragischen Tod. Die Lieder, die die Muppets und Sesamstraßen-Puppen singen, sind christliche. Und die Werte sind religiöse. Aber zivilreligiös, oder besser inklusiv.
Jim Henson wuchs als Christlicher Wissenschaftler (Christian Scientist) auf und blieb auch in Interviews bei dieser Zuordnung. Also kommt er aus einer christlichen Sekte (Fabian kennt sich da besser aus), die auf Mary Baker Eddie (1821-1910) zurückgeht und teilweise Techniken religiösen Heilens und enge nicht-trinitarische Bibelinterpretationen weitergab.
Mit der Sesamstraße beginnt Henson eine inklusive, transreligiöse Pädagogik zu entwickeln. Mit den Muppets springt er stärker ins Chaos, mit mehr Gewalt und Aggression. Aber immer noch mit Puppen. Henson sprach selten über seine Religion und ging zeitweise auch mal zu den Methodisten und oder Presbyterianern. Aber er entwickelte ein Erbe von Werten und eine übergreifende Pädagogik, die Menschenkinder und eben auch Weihnachten revolutionierten.
Die Muppets-Weihnachtsgeschichte – das Nonplusultra mit Power-Zitaten
Es geht nicht besser als die Muppets-Weihnachtsgeschichte, unter Brian Henson, Jims Sohn, entstanden. Nicht mal das Original von Dickens ist besser. Der Soundtrack ist so ziemlich das inklusivst-weihnachtlich-fröhlichste Hymnen-Zitate-Flickwerk, das ich kenne. Das war Hensons Modell: eine leichte Anspielung von Christlichem, ein paar Töne, eine Strophe, ein Bibelzitat. Und es wirkt umso stärker,
Was ich also wirklich zukunftsweisend finde und modellartig, ist, dass Henson in seinem Meisterwerk „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“ den einen Satz von Tiny Tim sprechen lässt. Genauso, wie er die christlichen Lieder beim Muppets Family Christmas einbaut. Klein aber heftig, spricht Tiny Tim. Der geht mir zur Kirche, weil es gut ist, wenn die anderen ihn sehen. Er sagt es ungefähr so: Es tut den Menschen gut, sich zu erinnern, wer es war, der Blinde sehen und Lahme gehen ließ.
Ohne direkte Referenz, als eine von vielen guten Botschaften kommt hier das Evangelium und der Sinn von Jesus. Und es trifft mich jedes Jahr wieder. Und darin sehe ich ein Modell. Die Christliche Botschaft als eine von vielen guten, sorgsam, einfach, sanft und heftig, ernst und von einem Plüsch-Frosch gesprochen und trotzdem – oder umso mehr – wirksam.