Liebe Pegida – lasst das Kreuz zuhause!

(Bild: flick.com/strassenstriche.net unter CC-BY-SA)
Absurd! (Bild: flick.com/strassenstriche.net unter CC-BY-SA)

Da war es wieder. Gestern, in Dresden: Das Kreuz. Zu Tausenden wehrt ihr euch gegen das Hirngespinst einer angeblichen „Islamisierung des Abendlandes“. Und um zu zeigen, wofür ihr einsteht, tragt ihr ein Kreuz mit euch. Beruft euch auf christliche Werte – und damit auf den, für den das Kreuz steht: Jesus. Wie absurd, wie unfassbar absurd, liebe patriotische Europäer! Ihr wollt das „christliche Abendland“ verteidigen?  Auf welche Werte beruft ihr euch denn?

Vielleicht kann der, dessen Zeichen ihr vor euch hertragt, ein wenig auf die Sprünge helfen. Von Nächstenliebe habt ihr sicher schon mal etwas gehört. Falls nicht: Mk 12,29 ff, Lk 10, 25-28, Mt 22, 34-40, uvm. Und nein, liebe Pegida-Anhänger – dein Nächster ist nicht deine Frau, dein Mann, deine Kinder oder deine Eltern. Das wäre viel zu einfach. Die gern zu haben, das kann doch jeder. Um dem gerecht zu werden, den ihr so mutig für euch im Kampf gegen die Islamisierung reklamiert, braucht es schon etwas mehr Anstrengung, als allmontaglich den Theaterplatz zu stürmen.

Beispiel? Ich habe da eine Geschichte für euch, ihr kennt sie vielleicht. Sie kommt von dem Jesus, der eurer Ansicht nach auf eurer Seite steht. Sie handelt von einem hilfsbedürftigen Mann in größter Not, dem schließlich geholfen wird. Und zwar nicht von jemandem aus der eigenen Religionsgemeinschaft, sondern vom barmherzigen Samariter, dem solche Grenzen egal waren, weil es um den Menschen geht. Ihr könnt sie im Lukasevangelium, Kapitel 10, nachlesen. Nein liebe Pegida – die christlichen Werte, auf die ihr euch beruft, machen es euch nicht so leicht. Denn ob ihr es gerne hört oder nicht: Eure Nächsten sind die Flüchtlinge, die gerade in Scharen hier ankommen. Ja, auch die Muslime. Sich um die zu kümmern – so verteidigt man christliche Werte. Nicht, indem man Weihnachtslieder trällert oder ein Kreuz durch die Gegend trägt.

Also, bitte. Marschiert von mir aus weiter, grölt eure dämlichen Parolen. Das halten wir schon aus. Aber bitte lasst das Kreuz zuhause! Jesus, das Flüchtlingskind, stünde heute nicht auf dem Dresdner Theaterplatz. Jesus stünde an den Bahnhöfen und würde die Menschen willkommen heißen. Alle. Wenn es sein müsste, würde er sein letztes Hemd mit ihnen teilen. Da gehört das Kreuz hin.

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

18 Antworten auf &‌#8222;Liebe Pegida – lasst das Kreuz zuhause!&‌#8220;

  1. Danke! Endlich schreibt mal Jemand diese wichtige Wahrheit. Allerdings betrifft dieser Missbrauch des Begriffs „Christlich“ nicht nur Pegida, sondern die meisten Bürger.
    Was allerdings echte „deutsche“ Werte angeht, da habe ich seit dem tausendjährigen Reich so gewisse Befürchtungen. Und die halte ich nicht aus, Kreuz hin oder her.

    1. Ja, freilich – das macht Angst. Aber ich bin der Überzeugung: Pegida ist laut, aber es sind verhältnismäßig wenige. Die Mehrheit ist vernünftig, aber deutlich leiser. Das war ein Grund für diesen Beitrag.

  2. Frei nach einem jüdischen Wanderprediger:

    Geht und verkündet Christus; verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Wenn ihr in ein muslimisches Haus kommt, dann wünscht ihm Frieden. Wenn das Haus es wert ist, soll der Friede, den ihr ihm wünscht, bei ihm einkehren. Ist das Haus es aber nicht wert, dann soll der Friede zu euch zurückkehren. Wenn man euch aber in einem Haus oder in einer Stadt nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht weg und schüttelt den Staub von euren Füßen. Ja so wage ich es euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie diesem Haus.

  3. Weiterhin bleibt die Frage, ob den Demonstranten klar ist, wo die Geschehnisse um ein gewisses Kreuz stattfanden bzw. wo Jesus her kam bzw. wo sich die jüdische Sekte entwickelt hat, die heute angeblich dem „Abendland“ zugeordnet wird… in allen drei Fällen geht es nicht um einen Ort in Deutschland oder im sogenannten Abendland, sondern um den Nahen Osten! Eine Vereinnahmung des Kreuzes durch PEGIDA ist also nicht nur von ethischen Missverständnissen geprägt, sondern auch von geographischer und historischer Unkenntnis.

    1. So ist es. All die Absurditäten aufzuzählen die damit einher gehen, würde vermutlich den Rahmen sprengen. Danke für die Ergänzung!

  4. Was die Bibel angeht kann sich doch jeder immer raussuchen, was gerade passt – selbst im Neuen Testament.

    „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert.“ Matthäus 10.34

    1. Bzw, sagen wir so: Ich stimme dir zu, man kann da natürlich viel reinlesen und rauspicken. Den von dir genannten Vers aber in diesem Kontext ernsthaft anzubringen, halte ich für sehr verquer.

  5. Liebe Jungs und Mädchen,
    ich kann nicht ergründen warum die Pegida Demonstranten das Kreuz als christliches Symbol nicht mit zur Demonstration nehmen dürfen oder sollen usw. Dazu fällt mir ein: „Seht ihr nur den Splitter im Auge des anderen aber nicht den Balken in Eurem eigenem Auge? Oder: „Wer ohne Sünde ist der werfe den ersten Stein!“ Ich sehe hier viele Steine fliegen, …
    Noch was anderes: Jesus Christus ist der Dreieinige Gott, Jesus Christus ist Gott und der einzige Weg zu Gott! Es gibt keinen anderen Gott als Jesus Christus mit seinem Vater und dem Heiligen Geist! Und der alleinige und wahre Gott ist und war nicht ein Wanderprediger usw.!
    Bitte gebt Gott die Ehre und untersagt nicht jemand das Tragen des Kreuzes Jesus Christi! Das macht man nicht!

    1. Der dreieinige Gott war Mensch und wahrer Gott und ist es bis heute. Dazu gehört auch, dass der Mensch Jesus von Nazareht Wanderprediger war. Was aber hat das hier verloren?
      Ein samariter ist weder Jude noch Christ und er hilft, also plädiert Jesus dafür allen Menschen zu helfen. Wäre es anderes, hätten die Juden Petrus und Paulus nicht den Griechen udn Römern das Evangelium gebracht, oder?

  6. Ich glaube schon, dass man das Tragen des Kreuzes untersagen kann, wenn es sich nicht mit der Lehre Jesu Chrsti deckt. Und ich würde erwarten, dass die offizielle Kirche dazu etwas sagt.
    Ich wäre auch dafür zu haben, dass die Flagge des 20. Juli nicht von dieser Bewegung mitgeführt wird. Den Staat gibt es nicht. Was soll die da? Und was soll die zeigen? Auch ein schwarz-rot-goldenes Kreuz? Das Kreuz gehört den Christen, keiner Nation. Das Kreuz gehört allen Menschen, die das ihre annehmen, aber nicht einer politischen Bewegung. Christentum national zu vereinnahmen, den Versuch hatten wir schon mal mit den Deutschen Christen – geht garnicht!

  7. Guter Artikel! Und wenn es schon um das „Abendland“ geht, können wir auch gerne noch weiter zurückgehen:

    „Die Fremdlinge sollst du nicht schinden noch unterdrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen.“

    Ex 22,20

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