(Bild: Panini)

Mein Gott, „Mein Papst“ ist endlich da! Seit Mittwoch erscheint im deutschsprachigen Raum die erste Illustrierte, die sich dem Oberhaupt der Katholischen Kirche widmet. Ausschließlich. 72 Seiten Pontifex aus allen Perspektiven. Schon zum Auftakt liefert das Blatt alles, was das katholische Illustriertenherz begehrt: eine Homestory („So lebt der Heilige Vater“), Shopping-Tipps („Hier kauft Papst Franziskus seine Berufskleidung“) und eine Experten-Analyse von Franziskus‘ Handschrift („Post von Papst Franziskus“).

Bei „Mein Papst“ ist der Titel zugleich Credo. Dass das Heft von Franziskus-Fans für Franziskus-Fans gemacht wird, ist nicht nur am Cover erkennbar. Kaum eine Seite, auf der der lächelnde Endsiebziger den Leser nicht fröhlich begrüßt. Und freilich wird der Oberhirte nur im besten Licht dargestellt. Die Schriftanalyse etwa, die laut Redaktion „nie lügt“, fördert bei Franziskus ausschließlich positive Charakterzüge zutage. Um nur einige davon zu nennen: gesellig, selbstkritisch, gutmütig, sensibel, einfühlsam, tiefgründig und voller Willenskraft.

Diese Franziskus-Lobhudelei ist, wenig überraschend, etwas ermüdend. Bereits nach der ersten Ausgabe fragt man sich, womit die Macher künftige Hefte füllen wollen. Vielleicht mit noch mehr Gesundheits- und Reisetipps, Kreuzworträtseln und Rezepten – denn natürlich dürfen auch diese nicht fehlen. 15 Seiten nehmen sie im Auftaktheft ein. Wer hier geistlichen Inhalt erwartet, wird enttäuscht. Dieser Bereich ist durchweg weltlich gehalten. In Ausgabe eins gibt es Lammkotelett mit Pfannengemüse, zum Nachtisch eine schnelle Espresso-Mousse.

Kritische Töne fehlen gänzlich, das ist wohl auch so beabsichtigt. „Mein Papst“ ist ein Wohlfühl-Magazin, das nicht informiert, sondern Franziskus zum Helden stilisiert. Wichtige Themen, die die Diskussionslandschaft in der katholischen Kirche aktuell prägen, tauchen nicht auf. Dafür aber weiß man nach der Lektüre, welche Hutgröße der Papst hat (Spoiler: Sieben).

Biografie zum Sammeln

Herausgegeben wird „Mein Papst“ vom Panini-Verlag, der eigentlich für Sammelbildchen bekannt ist. Auch dieser Aspekt darf in der neuen Illustrierten nicht fehlen. Zwar gibt es keine Sticker, dafür aber die Lebensgeschichte von Franziskus in mehreren Teilen. Zum Sammeln natürlich. Die Seiten der Biografie sind sogar separat nummeriert, ein einfaches Heraustrennen und ordnungsgemäßes Abheften ist also gesichert.

„Il mio Papa“ heißt das italienische Original, das in Italien schon seit rund einem Jahr erscheint – mit einer Auflage von 500.000 Stück. Auch beim deutschsprachigen Pendant ist man optimistisch, 250.000 Hefte werden pro Monat gedruckt (Kostenpunkt: 1,80€). Die Zielgruppe ist dabei klar umrissen: Panini will nach eigenen Angaben „Frauen ab 40 ansprechen, die ein großes Interesse am Pontifex und dem Vatikan haben“. Vor allem in Ballungsgebieten und katholischen Regionen soll das Blatt an die Leserin gebracht werden. Kioskbesitzer werden angehalten, „Mein Papst“ bei den aktuellen Frauenzeitschriften zu platzieren.

„Es geht darum, Papst Franziskus als Menschen authentisch darzustellen, als volksnah und bescheiden“, sagt Chefredakteurin Karin Grassl zum Start der Illustrierten. Ob dies allerdings ausgerechnet mit einem Fanzine gelingt, das den Pontifex in Celebrity-Manier zum Superstar erhöht, sei einmal dahingestellt.

(Dieser Text erschien zuerst bei n-tv.de)

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

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