In seinem pointierten Essay The Invisible Religion machte Thomas Luckmann bereits in den 1960er Jahren darauf aufmerksam, dass die Säkularisierungsthese missverstanden ist, wenn der Begriff ‚Säkularisierung‘ verstanden wird als ein Verschwinden der Religion bzw. des Religiösen. Vielmehr bietet sich dem freien Blick ein Gestaltwandel von Religion, der sich mit den Stichworten ‚Schrumpfung des institutionellen Auftretens‘, ‚Ausdifferenzierung in unterschiedliche Formen‘ und schließlich ‚Privatisierung‘ verbindet. Unsichtbar werden solche Gestalten des Religiösen für den Blick, der Religion nur in Form von Organisationen sieht.
Die These von der Unsichtbarkeit der Religion ist mittlerweile modifiziert worden durch die These von der ‚populären Religion‘ (Hubert Knoblauch): Popularisierung und Spiritualisierung sind Kennzeichen einer sehr sichtbaren Religion jenseits und quer durch die Organisationen, deren individuelle Ausgestaltungen ihren Letztbezug in der sinnhaften Plausibilität der subjektiven Bricolage finden. Die Transformation von Religion löst die alten Trennungen von ‚profan‘ und ‚sakral‘ auf. Nicht zuletzt der Medienwandel sorgt für eine populäre Kultur, in der religiöse Formen, Symbole und Themen „prozessiert“ werden (Knoblauch). Dabei wird die religiöse resp. spirituelle Erfahrung als möglichst ‚authentische‘ Erfahrung einerseits in einen fluiden Kommunikationszusammenhang eingespielt und gegebenenfalls über kommunikative Präfigurationen gleichzeitig domestiziert.
Dieses kleine Blog will zunächst nichts weiter als religiösen Phänomenen in der Populärkultur nachgehen, Spuren aufzeichnen und Gedanken festhalten. Jeder, der sich an diesem Blog beteiligen will, ist herzlich eingeladen, dies über die Kommentarfunktion zu tun.
Pünktlich zum Auftakt der Fußball-EM 2012 starten wir mit dem Thema Fußball und begeben uns auf Spurensuche: „Das ist zwar Gequatsche, aber es bewahrheitet sich immer wieder: Es gibt einen Gott im Fußball!“ (Winfried Schäfer)
(Dr. Kristin Merle)