Kürzlich wurde ich auf ein Projekt aufmerksam gemacht, das ich euch nicht vorenthalten möchte: In Berlin werden „Interreligiöse Stadtführungen“ angeboten. Das evangelische Stadtführunsgunternehmen „Cross Roads“ vom Kirchenkreis Berlin Stadtmitte hat dies mit seinem Projekt „Zeig mir deine Welt“ angestoßen: Junge BerlinerInnen unterschiedlicher kultureller und religiöser Herkunft wurden hier ausgebildet, um künftig auf „interreligiösen Pfaden“ durch Berlin zu führen.
Ich finde die Idee, eine Stadtführung interreligiös anzulegen, sehr interessant. Schließlich ist gerade eine Stadt wie Berlin geprägt von religiösem Pluralismus, vielfach sind die Spuren davon (glücklicherweise!) nicht zu übersehen. Und irgendwie passt dieser Gedanke ja auch zum Theopop-Projekt „Was glaubt deine Stadt“, dass wir hier vor einiger Zeit mal gestartet haben.
Bei „Zeig mir deine Welt“ läuft das Ganze so, dass zwei Stadtführer mit unterschiedlichem religiösem Hintergrund zusammenarbeiten, um eine Stadtführung zu konzipieren. In der Ausbildung, die dem voransteht, werden in verschiedenen Modulen die dafür notwendigen Kompetenzen vermittelt. Und, interessant: Die Ausbildung beginnt mit zwei Modulen rund um interreligiöse Kompetenz, erklärt mir die Geschätfsführerin von „Cross Roads“, Antje Zimmermann. Die Reflexion dessen, was man selbst eigentlich glaubt, der Austausch mit anderen über deren Glauben – das bildet die Grundlage. Auch Konfessionslose interessieren sich dafür, als „interreligiöse Stadtführer“ ausgebildet zu werden; bislang sind Muslime, Juden, Konfessionslose und Christen an dem Projekt beteiligt.
Blick über den Tellerrand – ohne Extremismus
Ich stelle mir so ein Projekt ungemein bereichernd vor, für den Einzelnen ebenso wie später für diejenigen, die an den Stadtführungen teilnehmen. Das bestätigt auch Antje Zimmermann: „Die Auseinandersetzung auf einer persönlich, religiösen Ebene zu führen ist weitaus mehr als horizonterweiternd. Sie hilft sprachfähig zu werden mit sich selbst, den eigenen Vorstellungen und dem eigenen Glauben“, sagt sie. Und nicht nur das, schließlich ist der Austausch über den Glauben ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, extremistischen Positionen vorzubeugen. Der Anspruch von „Cross Roads“ geht aber noch weiter. Zimmermann: „Wir nehmen Deutschland wahr als ein Land, in dem die politische Situation aufgeladen ist, ein Land, in dem Rassismus und Antisemitismus zunehmen. Wir wünschen uns durch dieses Projekt tragfähige Verbindungen zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft zu schaffen.“
„Cross Roads“ hat bislang einen Durchgang gestartet, um solche interreligiösen Stadtführer auszubilden. „Die Erfahrungen aus diesem Projekt waren so inspirierend und bereichernd, dass wir gern einen zweiten Kurs anbieten möchten“, sagt Antje Zimmermann. Dafür sammelt das Projekt gerade – per Crowdfunding – Geld (noch bis zum 6. Dezember – falls ihr noch Weihnachtsgeschenke braucht, da gibt’s als Dankeschöns Gutscheine…). Kommt genug zusammen, soll der Kurs im März 2016 beginnen. Abgesehen davon, dass ich sicher Mal eine solche Stadtführung mitmachen werde, schlicht, weil es mich interessiert, finde ich: Eine unterstützenswerte Aktion! Ich bin gespannt und hoffe, dass es für eine weitere Runde reicht. Und natürlich interessiert mich: Was denkt ihr darüber?
Tolle Sache, finde ich. Bin leider nicht so oft in Berlin aber bei meinem nächsten Besuch werde ich das definitiv auf dem Schirm haben. Danke!