„Gott liebt dich, so wie du bist“ – das ist eine christliche Botschaft, die wohl alle Christen in irgendeiner Form unterschreiben würden. Leider gibt es auch heute noch christliche Kreise, in denen das zwar auch behauptet wird – in denen aber letztlich etwas ganz anderes gilt. Wenn dort das „so wie du bist“ nämlich homo-, bi- oder transsexuell ist, dann ist’s ganz schnell vorbei mit der christlichen Nächstenliebe. Denn, so wird dann behauptet, Homosexualität sei Sünde vor Gott, und deshalb seien Homosexuelle, die ihre Sexualität leben, Menschen, die in dauerhafter Sünde vor Gott lebten.
Ich halte das – vorsichtig formuliert – für eine der fatalsten Ausprägungen unseres heutigen christlichen Glaubens. Denn diese Ansicht verkennt, dass die Sexualität – welcher Prägung auch immer – untrennbar und unveränderbar zur Identität eines Menschen gehört. Die gerne in solchen Kontexten heraufbeschworene Trennung von „Sünde“ und „Sünder“ funktioniert deshalb in diesem Fall nicht. Menschen kommen, wenn man Homosexualität per se zur Sünde erklärt, in eine „Sünden-Dauerschleife“ – und das einfach nur, weil sie so sind wie sie sind. Ganz abgesehen davon, dass man sich an dieser Stelle auch mal über das Wort „Sünde“ austauschen sollte.
Ich will hier in dieser Hinsicht in diesem Beitrag nun kein großes Fass in diese Richtung aufmachen. Die Argumente wurden schon an anderen Stellen und sehr oft ausgetauscht, die Fronten halte ich für verhärtet. (Auch hier auf dem Blog habe ich das schon öfter thematisiert: Hier etwa und hier. Und ja, ich kenne die Bibelstellen (alle), brauche ich in den Kommentaren nicht zu lesen. Sie halten meiner Ansicht nach alle einer genauen Prüfung auf’s Thema hin nicht stand.)
Ich möchte in diesem Rahmen nur auf ein Buch hinweisen, das derzeit Geld in einer Crowdfunding-Aktion sammelt. Es ist nicht irgendein Buch, sondern ein wie ich finde enorm wichtiges: „Nicht mehr schweigen – 25 homosexuelle und transidente Menschen aus dem christlich-konservativen Umfeld erzählen davon, wie es ist, nicht sein zu dürfen.“
Bereits nach wenigen Tagen wurde das Fundingziel geknackt und sogar weit überschritten – ganz offensichtlich stößt das Projekt auf eine enorme Resonanz. Das freut mich sehr! Denn es zeigt: Das Thema ist vielen Menschen wichtig.
Ich werbe ausdrücklich auch hier dafür, dieses Projekt zu unterstützen. Es ist wichtig, dass die Diskussionen immer wieder in den Fokus gerückt und angestoßen werden – und dass sich vor allem Betroffene zu Wort melden, wie nun in diesem Buch. Es ist wichtig, dass diejenigen, die immer noch an ihrem meiner Ansicht nach äußerst schiefem Verständnis von Sünde und Homosexualität festhalten, lesen und hören, was sie damit anrichten.
Es kann doch nicht sein, dass (von Gott geliebte und geschaffene) Menschen in unserer Kirche und in unserem Glauben nicht sie selbst sein können. Der Gedanke daran macht mich sehr, sehr traurig.
Deshalb: Nicht mehr schweigen!
Ich sehe in dem Satz: „Gott liebt dich !“ bereits das Problrm. Als könnte man auch den Satz sagen „Gott liebt dich nicht!“ Ich glaube, man kann nur über Gott reden, indem man über sich selbst redet. Wenn Jesus von „Seinem Vater“ sprach, sprach er nicht über Gott sondern von seiner Beziehung zu ihm. Und unter diesem Gedanken werden wir eines Tages auch die ganze Sündenproblematik zu einer Versöhng führen.
Diese Problematik der Intoleranz bezieht sich leider nicht nur auf die Homo-oder anderweitige Sexualität. Auch mit z.B. psychischen Krankheiten können viele Gemeinden nicht umgehen- da sind oft sehr verzerrte Wahrnehmungen vorhanden á la „Du hast halt nicht genug geglaubt, deshalb bestraft Gott dich mit dieser Krankheit.“
Ganz grausam- und eine klare spirituell-orientierte Manipulation….
ich schätze, Gott wird nur traurig den Kopf darüber schütteln…
Unterschreibe ich voll und ganz!
Eine fatale Ausprägung heutigen christlichen Glaubens ist meines Erachtens, von der Liebe Gottes zu reden, ohne darüber nachzudenken, worin diese eigentlich ihren Ausdruck findet. Das Evangelium vom ewigen Reich Gottes spielt leider keine Rolle mehr.
Diskussionen sind festgefahren, weil sie schlicht auf der falschen Basis stattfinden. Wie sagt Jesus zu Petrus: „Du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“ Wir haben hier keine bleibende Stadt … Deshalb ist Hier und Heute keineswegs egal, aber wir betrachten die Dinge aus der falschen Perspektive. Heutiger christlicher Glaube braucht deshalb zunächst wieder grundlegend ein Bemühen um die richtige Ausrichtung!
Darüber will ich nicht mehr schweigen!