(Bild: Nick Kenrick/flickr.com unter cc-by-sa)
(Bild: Nick Kenrick/flickr.com unter cc-by-sa)

Elfen gibt es nicht nur in Märchen, sondern auch in Island: Dort nehmen Behörden beim Bau einer neuen Straße angeblich Rücksicht auf eine Elfenkirche – weil (menschliche) Elfenschützer sich für das sogenannte „Huldufólk“ einsetzen. Bei der Kirche handele es sich um einen Lava-Stein, in dem sich das verborgene Volk regelmäßig versammeln soll.

Der Straßenbau soll an dieser Stelle nun vorerst gestoppt und die „Kirche“ mit schwerem Gerät verlegt werden, heißt es auch in deutschen Medien. Ragnheiður Jónsdóttir, ausgewiesenes Elf-Medium, habe bereits Kontakt mit den Naturgeistern aufgenommen. Der Bürgermeister der naheliegenden Ortschaft berichtet:  „Wir sind zusammen über das Feld gegangen und haben mit den Elfen gesprochen. Sie bereiten sich darauf vor, auszuziehen. Wir werden die Kirche bald umziehen, sodass sie von den Baumaßnahmen nicht gestört werden.“

Wer etwas mehr über diese – doch kuriose Geschichte – lesen will, kann das bei der Süddeutschen Zeitung oder beim Spiegel (weniger ausführlich) tun. Man sollte das aber mit Vorsicht genießen, denn …

Erhalt der Elfen – oder vielleicht doch nur der Natur?

… tatsächlich sind zwar viele Bewohner auf der Insel, vor allem auf dem Land, davon überzeugt, dass es Elfen gibt. Der Glaube an Naturgeister ist dort recht weit verbreitet.

Aber: Was weder die Süddeutsche noch der Spiegel berichten, ist eine Frage, die zumindest gestellt werden sollte: Ist das Ganze vielleicht weit weniger spektakulär? Sind die eigentlich treibenden Kräfte hinter den Protesten gegen den Straßenbau vielleicht – nur – Naturschützer? So war es bei einer Aktion Ende 2013, bei der ein Straßenbau gestoppt wurde. Auch damals wurde vermeldet, dass dies das Verdienst von Elfenschützern sei. In Island hat man sich ziemlich gegen die einseitige Darstellung gewehrt. (Wie übrigens auch die Süddeutsche damals im Nachgang berichtete – das aber nun vergessen zu haben scheint? Von Naturschutz ist in dem aktuellen Artikel keine Rede, und statt des aufklärerischen Artikels von Dezember 2013 ist die ursprüngliche Falschmeldung zum Weiterlesen verlinkt…)

Zweifelhaft ist also, wie man diese neue Geschichte nun einordnen soll. Ein Elf-Medium ließe sich sicherlich auch in Deutschland auftreiben – und ist keineswegs repräsentativ für das, was die Menschen tatsächlich von Elfen halten. Geht es tatsächlich um den Schutz der Naturgeister – oder nicht vielmehr um den Schutz der Umwelt? Letzteres wäre weit weniger spektakulär. Und mit Sicherheit keine internationale Meldung wert.

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

3 Antworten auf &‌#8222;Elfen, die die Natur schützen&‌#8220;

  1. Fabi, in Mittelerde heißen die aber Elben! 🙂 Dennoch ein schöner Blick hinter eine Meldung. Danke!

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