Jahreswechsel - ein Grund zum feiern! (Bild: Reverend Aviator/flickr.com/cc-by-sa)
Jahreswechsel – Grund zu Feiern! (Bild: Reverend Aviator/flickr.com/cc-by-sa)

Der Epochenwechsel des Maya-Kalenders zog ziemlich unaufgeregt vorüber. Einige Mayas feierten und begrüßten den neuen Zyklus – das war’s dann aber auch schon. Und, Überraschung: Am 31. Dezember endet ein Zyklus im Gregorianischen Kalender! Die Auswirkungen auf unser Leben werden sich jedoch größtenteils darauf beschränken, dass wir uns angewöhnen müssen, bei Datumsangaben fortan statt der 12 die 13 ans Ende zu setzen. Zumindest bis zum nächsten Zyklenwechsel.

Silvester ist für viele ein Anlass zu feiern. Das alte Jahr zu verabschieden, das neue mit guten Vorsätzen, Plänen und Perspektiven zu begrüßen. Für viele hat der Jahreswechsel nichts mit Religion zu tun. Doch der Schein trügt. Die Geschichte des Jahreswechsels, den wir alle 12 Monate feiern, kommt ohne Religion nicht aus. Und so kann man zurecht sagen: Was wir in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar Jahr um Jahr feiern, ist ein zutiefst religiös verwurzelt, etwas, das es ohne die Religion – ja sogar genauer: ohne das Christentum – in dieser Form heute nicht gäbe.

Die Namensgebung
Warum heißt der 31. Dezember eigentlich Silvester? Der Grund ist einfach: Nach dem Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche ist der Tagesheilige an diesem Tag Papst Silvester I., der am 31. Dezember 335 starb. Gut, direkte Auswirkungen auf das Fest an sich hat das nicht. Ebensogut könnte man den Tag „Altjahrestag“ (teilweise ist das sogar gebräuchlich) oder „Jahresabschlusstag“ nennen. Aber schon die Namensgebung zeigt, dass das Christentum seine Finger mit im Spiel hat. Durch eine Umbenennung ohne christliche Konnotation könnte man den Jahresschluss dann aber konsequenterweise dem „Tannenbaumfest“ angleichen, das sich offenbar bei einigen Atheisten wachsender Beliebtheit erfreut.

Der Kalender
Es ist schon amüsant. Wer nämlich anfängt, christlich (oder religiös) geprägte Dinge aus seinem Wortschatz oder Alltag konsequent zu verbannen, wie es offenbar der Wunsch mancher ist, dem steht eine wahre Mammutaufgabe bevor: er oder sie müsste sich Gedanken um ein neues Kalendersystem machen. Nicht bloß der Maya-Kalender war religiös fundiert, auch der unsrige ist es. Nicht nur, dass wir vom Jahr Null als dem zumindest nach damaligen Mutmaßungen berechneten Geburtsjahr Jesu ausgehen. Auch der Name des Gregorianischen Kalender verweist darauf, dass er – oh Wunder – von einem Papst namens Gregor eingeführt wurde.

Und das ist nicht alles: Grund dafür, dass man den von Gaius Julius Caesar eingeführten Julianischen Kalender modifizierte und zum Gregorianischen machte, waren unter anderem Probleme mit der Berechnung des Ostertermins. Das wichtigste christliche Fest ist also somit auch Anlass dafür, dass wir heute den Kalender benutzen, den wir benutzen. Und damit der Grund dafür, dass wir unseren Jahreswechsel feiern, wann wir ihn feiern.

Das ist alles nicht neu. Und auch nicht überraschend. Es sei jedoch zum Jahreswechsel die Chance genutzt, darauf hinzuweisen: Wir sind von religiösen Anspielungen, Traditionen und Phänomenen umgeben. Viele davon sind sehr subtil, manche inzwischen so verwischt, dass deren religiöse Bedeutung oder Herkunft gar nicht mehr bekannt ist. Religiosität verschwindet nicht, sie ist nur nicht mehr so deutlich auszumachen. Das bleibt auch 2013 so. Und deshalb freue ich mich auf ein interessantes Jahr 2013 mit TheoPop.

In diesem Sinne: Frohes und gesegnetes neues Jahr!

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

4 Antworten auf &‌#8222;„Altjahrestag“ oder „Silvester“?&‌#8220;

  1. „Altjahr“ als Bezeichnung kennt übrigens auch der liturgische Kalender evangelischer Kirchen in Deutschland. Dort ist ein Festtag mit Gottesdienst namens „Altjahrsabend“ verzeichnet.

    Die Brücke zum Christentum über den Gregorianischen Kalender zu schlagen hat bestimmt einige Mühen und Verrenkungen gekostet. Sämtliche Kulturen, die Kalender haben, kennen auch ein Fest zum Jahreswechsel. Und man würde bestimmt auch böllern, Racelette essen und sich gepflegt einen hinter die Binde kippen, wenn man den Terminwechsel nach dem „paganen“ Julianischen Kalender feiern würde …

    Vielleicht braucht es nicht bei allem eine Verbindung zwischen Religion und Populärkultur. Möglicherweise böte sich hier eine Andacht über die Jahreslosung an.

    1. Lieber Herr Steck,
      danke für die Anmerkungen! Lassen Sie mich antworten:

      „Sämtliche Kulturen, die Kalender haben, kennen auch ein Fest zum Jahreswechsel.“

      Richtig, das liegt in der Natur der Sache. Natürlich, wir würden auch feiern, wenn wir irgendeinen anderen Kalender nutzen würden. Mir ging es lediglich darum, auf den Ursprung unseres Kalenders, den wir nunmal nutzen, hinzuweisen, angeregt von bestimmten Gruppierungen, die offenbar alles religiös geprägte am liebsten verbannen würden (vgl. „Tannenbaumfest“).

      „Die Brücke zum Christentum über den Gregorianischen Kalender zu schlagen hat bestimmt einige Mühen und Verrenkungen gekostet.“

      Ehrlich gesagt… nein. Ich verstehe den Einwand auch nicht ganz – die von mir angeführten Dinge sind offensichtlich und nicht einmal besonders tiefgehend. Ein kurzer Blick in die Entstehungsgeschichte des Gregorianischen Kalenders reicht aus…

      „Vielleicht braucht es nicht bei allem eine Verbindung zwischen Religion und Populärkultur.“

      Da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Häufig finden sich solche Parallelen ja auch eher auf der funktionalen Ebene – oder dann anders wieder ganz konkret, indem Religion in der Populärkultur direkt thematisiert wird. Ich sehe allerdings nicht, wo das Problem dabei besteht, den Jahreswechsel als Anlass dafür zu nehmen, auf den Ursprung und die Prägung unseres Kalenders hinzuweisen.

      „Möglicherweise böte sich hier eine Andacht über die Jahreslosung an.“

      Nun ja, unser Blog versteht sich nicht als Andachts-Plattform. Natürlich, manche der bislang erschienenen Texte haben Pointen, die zum Nachdenken anregen wollen. Aber Andachten sind es deswegen nicht.

      Herzliche Grüße,
      Fabian M.

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