Homer Simpson
Homer Simpson – nicht immer der hellste Kopf. (Bild: SOCIALisBETTER/flickr.com)

Es wird Zeit, die angekündigte Artikelserie über Religion bei den Simpsons auch wirklich zu einer Serie zu machen: Voilà! Dieses Mal soll es um die Folge „Ein gotteslästerliches Leben“ (Staffel 4, Folge 3 – im Original: „Homer the Heretic„) gehen.

Eigentlich sind die Simpsons eine amerikanische Durchschnittsfamilie. Dazu gehört auch, dass man jeden Sonntag brav in die Kirche geht – und in der Tat: Marge, Homer, Lisa, Bart und Maggie sind treue Kirchgänger. Sonntag für Sonntag sitzen sie auf den Kirchenbänken und lauschen den Predigten von Reverend Lovejoy. Doch eines kalten Tages, draußen tobt ein Schneesturm, beschließt Homer: Ich komme nicht mit! Alle Überzeugungsversuche seiner Frau Marge fruchten nicht. Und so fährt die Familie ohne Homer zum Gottesdienst.

Und, was soll man sagen: Homer verbringt einen tollen, gemütlichen Tag zuhause, während die Familie bei Eiseskälte in der Kirche sitzt (die Heizung ist ausgefallen) und der langweiligen Predigt des Pastors lauscht. Daraufhin beschließt er: „Marge, ich werde nie wieder in die Kirche gehen!“ Folgendes Gespräch entwickelt sich daraufhin am Küchentisch der Simpsons:

Marge: Nicht zu fassen, dass du nicht mehr in die Kirche gehen willst, Homer!
Homer: Was hat das für einen Sinn, jeden Sonntag in so ein albernes Gebäude zu gehen? Ist Gott nicht überall?
Bart: Amen, Bruder!
Homer: Glaubst du nicht, der Allmächtige hat Besseres zu tun, als darauf zu achten, wo ein kleiner Mensch eine Stunde seiner Woche verbringt?
Bart: Sag es, Daddy!
Homer: Und wenn wir nun die falsche Religion erwischt haben? Dann wird Gott von Woche zu Woche nur wütender!
Bart: Ein wahres Wort!

Homer ist ja nicht gerade der schlauste Kopf – in der Regel. Doch mit seinen Fragen trifft er einen Nerv. Jede von ihnen ist – wenn überhaupt – nicht so einfach zu beantworten. Unzählige Theologen zerbrechen sich zum Beispiel über die letzte Frage bis heute den Kopf:  Wie steht’s mit den anderen Religionen? Und auch die ersten beiden bergen Konfliktpotenzial: Brauchen wir die Kirche als Gebäude, wenn Gott sowieso überall ist? Was für einen Sinn hat das? Und warum sollte Gott sich dafür interessieren, was ich kleiner Mensch tue? Marge, an die diese Fragen in der Folge direkt adressiert sind, antwortet ihrem Mann darauf nicht. Gläubige Menschen täten gut daran, sich über solche Fragen Gedanken zu machen, bevor sie ihnen gestellt werden.

In der folgenden Nacht hat Homer einen Traum, in dem ihm Gott begegnet (Achtung, Englisch!):

[Das Video ist leider nicht mehr online verfügbar]

Dieser Traum ist hochinteressant. Zunächst einmal sei auf ein bemerkenswertes Detail hingewiesen. Während ausnahmslos alle Charaktere bei den Simpsons mit vier Fingern gezeichnet sind, begegnet hier Gott mit einem Finger mehr. Das ist sicher kein Zufall – was es allerdings bedeuten könnte, ist der Interpretation jedes Einzelnen überlassen. Ein versteckter Hinweis auf die menschliche Unzulänglichkeit und die göttliche Vollkommenheit?

Homers Argumentation, mit der er Gott schließlich auch überzeugt, spricht tatsächlich einige Dinge in der Kirche an, die für viele Menschen ein Grund sind, ihr zu entsagen. „Ich bin kein böser Mensch – warum soll ich mir den halben Sonntag anhören, dass ich doch zur Hölle fahre?“, fragt Homer. Gott sieht das – in Homers Traum – ein. Mehr noch: Er sagt, dass auch er manchmal lieber ein Footballspiel sehen würde, anstatt im Gottesdienst anwesend zu sein. Das sind provokante Aussagen, die aber durchaus nachvollziehbar sind. Es muss nicht die Hölle sein, denn mit der wird heutzutage (in den meisten Kirchen zumindest) nicht mehr „gedroht“, um die Leute zum Glauben zu bewegen. Es können auch die langweiligen Predigten sein, die Homer im Folgenden anspricht. Oder das Gefühl vieler Menschen, dass die Kirche nicht mehr in der Lage ist, in ihre jeweilige Lebenswelt zu sprechen und in ihr zu handeln – weil sie sich zu sehr entfremdet hat.

Natürlich: „Die Simpsons“ ist ein satirischer Cartoon. Doch, wie das Satire so an sich hat, werden Missstände auf überzogene Weise angezeigt und angeklagt. In diesem Fall sind es Missstände der Kirche. Und, wenn man sich Homer in dieser Folge anschaut, kann man nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob das tatsächlich überzogen ist.

„Religion bei den Simpsons“

Teil 1 – „Homer, deine Seele ist gerettet!“

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

Eine Antwort auf &‌#8222;Der Gott mit fünf Fingern&‌#8220;

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