Der TheoPop-Adventskalender

Es ist Dezember, die Adventszeit beginnt. Und mit ihr auch unser TheoPop-Adventskalender-Gewinnspiel: 24 Rätsel rund um Religion, Popkultur und Weihnachten. Und unter allen Teilnehmern verlosen wir am Ende einen tollen Gewinn: den Posterkalender 2013 von Eva Jung. Der Kalender wurde uns freundlicherweise vom Adeo-Verlag gesponsert. Herzlichen Dank dafür!

Und so funktioniert’s:

Eva Jung - Posterkalender
Beim Adventskalender-Rätsel mitmachen und gewinnen: den Eva-Jung Posterkalender 2013. (Bild: adeo-verlag)

Jeden Tag öffnet sich bei TheoPop ein Türchen. Dahinter verbirgt sich ein Rätsel. Das jeweils aktuelle Adventsrätsel wird direkt auf der TheoPop-Hauptseite verlinkt. Löst das Rätsel und füllt das Antwort-Formular aus oder schickt die richtige Antwort direkt an advent@theopop.de – vergesst euren Namen und Heimatort nicht!

Habt ihr richtig geantwortet, wandert euer Name in den Gewinner-Pool. Am Ende ziehen wir aus diesem Pool den glücklichen Empfänger des Wandkalenders, der dann pünktlich zum neuen Jahr verschickt wird.

Eine tägliche Teilnahme an den Adventskalender-Rätseln zahlt sich aus. Denn wer aufgepasst hat, bemerkt: Je öfter Ihr richtige Antworten einsendet, desto häufiger ist euer Name im Gewinner-Pool. Natürlich wird jede Emailadresse/jeder Name aber nur einmal täglich gezählt. Mit ein wenig Glück könnt ihr selbstverständlich auch gewinnen, wenn ihr nur einmal mitgespielt habt. Am Ende entscheidet nämlich das Los.

In diesem Sinne: Viel Glück und eine besinnliche Adventszeit!

Hier geht’s zum Adventskalender.

 

Euer TheoPop-Team

 

 

Selbstverständlich speichern wir eure Emailadresse nur zum Zweck der Gewinnverlosung. Den Gewinner kontaktieren wir anschließend über die uns zugesandte Emailadresse – ihr braucht uns also NICHT von vornherein eure Postadresse schicken.  Nach Beendigung des Gewinnspiels löschen wir alle Emailadressen. Sie werden zu keinem Zeitpunkt weitergegeben, veröffentlicht oder zu anderen Zwecken genutzt.

Adventskalender, Tag 1

Der Advent beginnt! In den kommenden Wochen bis Weihnachten werden wir vor allem eines hören: Adventslieder. Ob im Gottesdienst, der Fußgängerzone oder im Seniorenheim – gesungen wird überall. Da gibt es natürlich die klassischen Liedchen, die alljährlich aus den Liederbüchern gesungen werden: „Macht hoch die Tür“, „Es ist ein Ros entsprungen“, „Es kommt ein Schiff,  geladen“ …

Doch nicht nur die Adventschoräle werden uns begleiten. Auch in der Popkultur ist die Adventszeit schon lange angekommen. Zahlreiche weihnachtliche Rock- oder Pop-Lieder werden bei unseren Weihnachtseinkäufen in den Läden trällern.

Im ersten Rätsel des TheoPop-Adventskalenders geht’s deshalb auch um ein weihnachtliches Rock- oder Pop-Lied, und natürlich um ein sehr bekanntes. Die Schwierigkeit dabei: Leider ist es nur ein kurzer Ausschnitt, und auch der kann es nur rückwärts abgespielt werden. Also: anhören, losraten und eure Antwort abschicken!

Um welches Adventslied handelt es sich – und wer hat es gesungen?

[mp3j track=“Lied abspielen@http://theopop.de/wp-content/uploads/2012/11/adv_rueck2.mp3″ vol=“60″]

 

 

Noch Fragen zum Adventskalender? Dann bitte hier klicken.

Dieses Rätsel wurde bereits aufgelöst (Adventskalender – Tag 2)

 

(Bildquelle: TheoPop/Breen’s Photos/flickr.com)

„Götter wie wir“ – verpasste Chance?

Als Inge und Renate die ersten Menschen formten, schlich sich ein kleiner Fehler ein. Denn wie sollten sich Adam und Klaus vermehren? Nein, stellen Inge und Renate – alias Gott – fest: Grundsätzlich spreche nichts gegen Homosexualität. „Aber doch nicht die ersten zwei! Inge, wie sollen wir da jetzt eine Population hinbekommen?“ Inge macht sich noch einmal ans Werk, klaut Adam eine Rippe (weil die Knete ausgegangen ist) und erschafft Eva. Klaus passt das natürlich gar nicht. Er kann mit Frauen nichts anfangen, wird tierisch eifersüchtig und verlässt schweren Herzens Adam, der sich nun mit Eva um die Vergrößerung der Population der Menschheit kümmert.

Seit Oktober läuft auf dem Spartensender ZDFkultur die Satire-Sendung „Götter wie wir“. In 15minütigen Clips erzählen Inge und Renate, auf einem Sofa sitzend, von ihrem Alltag als Gott. In Rückblendungen werden biblische Geschichten oder andere Ereignisse nachgespielt, wie sie sich – den beiden Göttinnen zufolge – tatsächlich abgespielt haben. Wie war das mit Adam und Eva? Was geschah wirklich beim Auszug aus Ägypten? Wie wurden eigentlich die drei Weisen aus dem Morgenland gecastet?

Man kann sich vorstellen, dass eine solche Sendung nicht unbedingt auf Gegenliebe stößt. Der christliche Medienbund KEP (Konferenz Evangelikaler Publizisten e.V.) hat beim Intendanten des ZDF eine Programmbeschwerde gegen die Sendung eingelegt. Und einige eifrige Christenmenschen haben bereits eine Petition ins Leben gerufen, die den sofortigen Stop der Sendung fordert. Mehr als 20.000 Menschen haben schon unterschrieben.

Notwendige Religions-Satire?

Was darf Satire? Diese Frage gewann nicht nur aufgrund der allseits bekannten Mohammed-Karikaturen in den letzten Jahren an Relevanz. Satire ist, folgt man der Duden-Definition, eine „Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt“. Satire will Misstände aufzeigen und kritisieren. Und davon gibt es auch in der Kirche und religiösen Belangen genügend. Kann man also ernsthaft verlangen, diese Bereiche aus der Satire auszuschließen? Ist Religions-Satire vielleicht gar notwendig?

Gott – alter Mann mit Bart oder Inge und Renate? (Bild: Extra Medium/flickr.com unter cc-by-sa)

„Götter wie wir“ will Religions-Satire betreiben. Doch nach Sichtung der 6 bislang erschienenen Folgen muss man leider feststellen: Die satirischen Elemente sind dünn gesät. Meist besteht die Komik der Sendung in ziemlich flachen Wortspielen und -witzen, die man lustig finden kann, aber nicht muss. Inhaltlich tatsächlich wertvolle Szenen sind leider rar. Da wäre zum Beispiel die, als in der Hölle ein Aufnahmestopp (Grund: Streik) gilt, und eine Frau wieder zu dem Sachbearbeiter geschickt wird, der über „Himmel“ und „Hölle“ zu entscheiden hat. Folgender Dialog entfaltet sich dabei (Hier auf Youtube anschauen, Minute 5.09-6.14):

Sachbearbeiter: „Da kam ja einiges zusammen hier: Erdbeeren im Winter. Drei Kraftfahrzeuge.“
Frau: „Jede Woche in die Kirche gegangen!“
Sachbearbeiter: „Ahh, ne, das wird nicht angerechnet. (Blättert in den Unterlagen) Hier. Wusst‘ ich’s doch. Sie hatten solche Einweg-Kaffeepads entwickelt.“
Frau (stolz): „Ja.“
Sachbearbeiter: „Das ist ein Plastikmüll, allein schon von der CO²-Bilanz wird das ganz schwierig. Also Himmel seh‘ ich da gar nicht…Also das kriegen wir nicht durch, beim besten Willen nicht. Gar nicht.“

Einer der wenigen Ausschnitte, die tatsächlich zum Nachdenken anregen können, die Gläubige geradezu dazu aufrufen, zu überprüfen, inwieweit ihr Lebenswandel mit ihrem Bekenntnis übereinstimmt. Auch die anfangs beschriebene Szene, als Inge und Renate sich zum Thema Homosexualität äußern, regt zum Nachdenken an und greift die im christlichen Bereich zum Teil mit durchaus peinlichen Zügen geführte Diskussion um das Thema satirisch auf. Und, als letztes Beispiel: Als Jesus von Inge und Renate zum zweiten Mal auf die Erde geschickt wird und sich auf den Weg zur römischen Kurie macht, wird er von der Kirche mit den Worten abgelehnt (hier, ab 11.10min):

„Es ist ihm [dem Papst] ehrlich gesagt im Moment nicht so recht, dass sie hier sind. Es ist nicht böse gemeint, aber man würde sich doch selbst eine Konkurrenzsituation schaffen. Wissen sie, wir haben uns da selbst in den letzten 2000 Jahren mühsam etwas zusammengereimt. Und wenn das jetzt wieder alles anders sein sollte, das würde eine solche Unruhe reinbringen.“

Statt solche Kritik, die in manchen Szenen durchschimmert, zu würdigen und sich zu Herzen zu nehmen, versucht man nun also per Petition und Programmbeschwerde gegen das Format vorzugehen. Und das haben sich die Macher vielleicht selbst zuzuschreiben. „Götter wie wir“  hätte tatsächlich das Potenzial, eine gut gemachte Satiresendung über das Christentum zu sein. Doch sie fallen nicht durch intelligente Kirchen- und Religionskritik auf, sondern leider durch überwiegend platte Witze. Schade. Denn so wird die Sendung nur zu einer unter vielen, die man witzig finden kann oder nicht. Aber eines ist sie ganz bestimmt nicht: ein Grund, sich aufzuregen.

Hier alle Folgen auf Youtube, um sich selbst ein Bild zu machen:

Folge 1: Adam, Eva und Klaus
Folge 2: Ein Bild von einem Gott
Folge 3: Die Hölle streikt
Folge 4: Das 3-Königs-Casting
Folge 5: Die Wetter-Krise
Folge 6: Jesus reloaded

Update, 12.01.2013: Leider scheinen die Yotube-Links mit Ausnahme der ersten Folge nicht mehr zu funktionieren, da die Folgen auf Youtube entfernt wurden.

 

Red Bull versetzt Berge

http://www.youtube.com/watch?v=oouK7sPcYuo

(Das Video ist inzwischen bei youtube offenbar gesperrt. Man kann es aber direkt auf der Webseite von Red Bull anschauen – leider ist es auf Englisch: Einfach hier klicken)

Anlässlich des Red Bull-Stratos-Sprungs von Felix Baumgartner wurde an dieser Stelle bereits die Frage gestellt, inwieweit Extremsport eine „Sehnsucht nach mehr“ ausdrückt. Sind Extremsportarten – und vor allem das Zuschauen dabei – vielleicht deshalb so attraktiv, weil sie ein Verlangen nach Entgrenzung befriedigen? Weil sie ein Überschreiten dessen zu sein scheinen, was nach menschlichem Ermessen möglich ist?

Red Bull ist eine Firma, die eigentlich Energiedrinks produziert (wer hätte es noch gewusst?). Der Konzern steckt Unsummen in Sponsoring und Werbung: laut wikipedia sind es mit 1,4 Milliarden Dollar rund ein Drittel des jährlichen Umsatzes. Mitunter könnte einem da der Gedanke kommen, der eigentliche Tätigkeitsbereich sei das Veranstalten von (teils ziemlich verrückten und extremen) Sportveranstaltungen. Um nur einige wenige davon zu nennen: Red Bull Air Race, Red Bull Rampage, Red Bull Crashed Ice, Red Bull X-Alps oder Red Bull X-Fighters.

Red Bull Air Race
Red Bull – bekannt für spektakuläre Extrem-Events. Hier die „Red Bull Air Race“. (Bild: Nick Chill Photography/flickr.com)

Red Bull hat das Verlangen der Menschen, an ihre Grenzen (und manchmal auch darüber hinaus) zu gehen, zu seinem Marketingkonzept gemacht. Dass die Firma dabei eindeutig mit einem transzendenten Verlangen spielt, zeigt nicht zuletzt der 60-Sekunden-Trailer mit dem Titel „Die Welt von Red Bull“, der am Anfang dieses Artikels verlinkt ist. Die Macher des Spots spielen genau mit diesem Bedürfnis, durch (Extrem-)Sport die Grenzen zu überwinden, die den Menschen aufgrund ihrer Beschaffenheit gesetzt sind.

„Glaube versetzt Berge“

Besonders bemerkenswert ist der letzte Satz des kurzen Werbefilms, der den christlich sozialisierten Menschen an Mt 21,21 erinnern sollte (dort verkündet Jesus, dass der Glaube „Berge versetzen“ kann). Bei Red Bull hört sich das so an: „Wenn du wirklich an etwas glaubst, ist alles möglich.“ Gleich danach folgt die blau-silberne Dose – gewissermaßen als Einschränkung. Denn natürlich: ohne Red Bull geht’s dann doch nicht. Diese Aussage trifft den Nerv vieler, denn heute gilt als Konsens: der Wille und die Motivation, die hinter einer Tätigkeit stehen, tragen entscheidend dazu bei, ob sie gelingt oder nicht. So weit, so gut – das klingt ja auch irgendwie vernünftig.

Doch ins Extrem getrieben kann das sehr problematisch werden. Denn sollte etwas nicht gelingen, folgt die Frage auf den Fuß: Was habe ich falsch gemacht? Habe ich mich nicht genug bemüht? Habe ich nicht genug geglaubt? Oder habe ich nicht genug Red Bull getrunken?

Vielleicht täten wir gut daran, uns ab und an bewusst zu machen: „Die Welt von Red Bull“ ist keine, die wirklich existiert. Wir sind Menschen, und als solche  bewegen wir uns (zuweilen in sehr engen) Grenzen. Mögen wir noch so sehr an etwas glauben, so ist das kein Garant dafür, dass uns dies auch möglich ist. Und auch wenn uns der Werbespot etwas anderes suggeriert: Selbst wenn wir künftig nur noch Red Bull trinken, wachsen uns keine Flügel.

Nachtrag 13.10.2014: Einen ausgearbeiteten Unterrichtsentwurf zu diesem Thema gibt es auf  relistunden.wordpress.com.

Der Gott mit fünf Fingern

Homer Simpson
Homer Simpson – nicht immer der hellste Kopf. (Bild: SOCIALisBETTER/flickr.com)

Es wird Zeit, die angekündigte Artikelserie über Religion bei den Simpsons auch wirklich zu einer Serie zu machen: Voilà! Dieses Mal soll es um die Folge „Ein gotteslästerliches Leben“ (Staffel 4, Folge 3 – im Original: „Homer the Heretic„) gehen.

Eigentlich sind die Simpsons eine amerikanische Durchschnittsfamilie. Dazu gehört auch, dass man jeden Sonntag brav in die Kirche geht – und in der Tat: Marge, Homer, Lisa, Bart und Maggie sind treue Kirchgänger. Sonntag für Sonntag sitzen sie auf den Kirchenbänken und lauschen den Predigten von Reverend Lovejoy. Doch eines kalten Tages, draußen tobt ein Schneesturm, beschließt Homer: Ich komme nicht mit! Alle Überzeugungsversuche seiner Frau Marge fruchten nicht. Und so fährt die Familie ohne Homer zum Gottesdienst.

Und, was soll man sagen: Homer verbringt einen tollen, gemütlichen Tag zuhause, während die Familie bei Eiseskälte in der Kirche sitzt (die Heizung ist ausgefallen) und der langweiligen Predigt des Pastors lauscht. Daraufhin beschließt er: „Marge, ich werde nie wieder in die Kirche gehen!“ Folgendes Gespräch entwickelt sich daraufhin am Küchentisch der Simpsons:

Marge: Nicht zu fassen, dass du nicht mehr in die Kirche gehen willst, Homer!
Homer: Was hat das für einen Sinn, jeden Sonntag in so ein albernes Gebäude zu gehen? Ist Gott nicht überall?
Bart: Amen, Bruder!
Homer: Glaubst du nicht, der Allmächtige hat Besseres zu tun, als darauf zu achten, wo ein kleiner Mensch eine Stunde seiner Woche verbringt?
Bart: Sag es, Daddy!
Homer: Und wenn wir nun die falsche Religion erwischt haben? Dann wird Gott von Woche zu Woche nur wütender!
Bart: Ein wahres Wort!

Homer ist ja nicht gerade der schlauste Kopf – in der Regel. Doch mit seinen Fragen trifft er einen Nerv. Jede von ihnen ist – wenn überhaupt – nicht so einfach zu beantworten. Unzählige Theologen zerbrechen sich zum Beispiel über die letzte Frage bis heute den Kopf:  Wie steht’s mit den anderen Religionen? Und auch die ersten beiden bergen Konfliktpotenzial: Brauchen wir die Kirche als Gebäude, wenn Gott sowieso überall ist? Was für einen Sinn hat das? Und warum sollte Gott sich dafür interessieren, was ich kleiner Mensch tue? Marge, an die diese Fragen in der Folge direkt adressiert sind, antwortet ihrem Mann darauf nicht. Gläubige Menschen täten gut daran, sich über solche Fragen Gedanken zu machen, bevor sie ihnen gestellt werden.

In der folgenden Nacht hat Homer einen Traum, in dem ihm Gott begegnet (Achtung, Englisch!):

[Das Video ist leider nicht mehr online verfügbar]

Dieser Traum ist hochinteressant. Zunächst einmal sei auf ein bemerkenswertes Detail hingewiesen. Während ausnahmslos alle Charaktere bei den Simpsons mit vier Fingern gezeichnet sind, begegnet hier Gott mit einem Finger mehr. Das ist sicher kein Zufall – was es allerdings bedeuten könnte, ist der Interpretation jedes Einzelnen überlassen. Ein versteckter Hinweis auf die menschliche Unzulänglichkeit und die göttliche Vollkommenheit?

Homers Argumentation, mit der er Gott schließlich auch überzeugt, spricht tatsächlich einige Dinge in der Kirche an, die für viele Menschen ein Grund sind, ihr zu entsagen. „Ich bin kein böser Mensch – warum soll ich mir den halben Sonntag anhören, dass ich doch zur Hölle fahre?“, fragt Homer. Gott sieht das – in Homers Traum – ein. Mehr noch: Er sagt, dass auch er manchmal lieber ein Footballspiel sehen würde, anstatt im Gottesdienst anwesend zu sein. Das sind provokante Aussagen, die aber durchaus nachvollziehbar sind. Es muss nicht die Hölle sein, denn mit der wird heutzutage (in den meisten Kirchen zumindest) nicht mehr „gedroht“, um die Leute zum Glauben zu bewegen. Es können auch die langweiligen Predigten sein, die Homer im Folgenden anspricht. Oder das Gefühl vieler Menschen, dass die Kirche nicht mehr in der Lage ist, in ihre jeweilige Lebenswelt zu sprechen und in ihr zu handeln – weil sie sich zu sehr entfremdet hat.

Natürlich: „Die Simpsons“ ist ein satirischer Cartoon. Doch, wie das Satire so an sich hat, werden Missstände auf überzogene Weise angezeigt und angeklagt. In diesem Fall sind es Missstände der Kirche. Und, wenn man sich Homer in dieser Folge anschaut, kann man nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob das tatsächlich überzogen ist.

„Religion bei den Simpsons“

Teil 1 – „Homer, deine Seele ist gerettet!“

Wenn Apple eine Sekte wäre …

Fundstück (22) vom 14.09.2012
Der Aufschrei wäre groß, wenn Apple kein Wirtschaftsunternehmen, sondern eine Glaubensgemeinschaft wäre. (Bild: deepwarren/flickr.com)

 

(Die Erstveröffentlichung dieses Artikels erfolgte bei n-tv.de.)

Der angekaute Apfel ist derzeit eines der bekanntesten Firmenlogos der Welt. In leuchtendem Weiß erstrahlt er auf der Oberfläche eines jeden iMacs, iPods, iPads und iPhones. Doch der Apple-Apfel ist mehr als ein Firmenlogo. Er symbolisiert, ähnlich dem angeklebten Fisch auf der Heckklappe eines Familienvans, die Zugehörigkeit zu einer Religion. Der Apple-Religion.

Im vergangenen Jahr fanden Hirnforscher heraus, dass Apple-Produkte die gleichen Hirnregionen anregen wie religiöse Symbole. Und in der letzten Woche behauptete Kirsten Bell, Anthropologin an der University of British Columbia, dass Apple die „Definition einer Religion“ erfülle. Vielleicht sollte man dabei erwähnen, dass es nicht so einfach ist, den Begriff „Religion“ zu definieren; die Forscherin könnte also höchstens behaupten, dass Apple ihre Definition von Religion erfülle.

Doch in der Tat ist es nicht besonders abwegig, Apple als religiös geprägtes Phänomen zu betrachten. Denn schaut man sich einmal an, welche Funktionen Religionen in einer Gesellschaft erfüllen, so fallen schnell Parallelen auf. Diese Feststellung ist aber noch nicht einmal problematisch, wie auch Religionen nicht per se zu verurteilen sind. Problematisch wird es erst, wenn man noch einen Schritt weiter geht: Auf der funktionalen Ebene fallen Apple nicht nur religiöse, sondern sogar sektenhafte Züge zu. Und das ist nicht bloß problematisch. Es ist gefährlich.

Der iGod und seine Jünger

Da wäre zum Beispiel Steve Jobs. Der Gründer des kalifornischen Unternehmens ist nicht weit von einem Gott-Status entfernt, falls er ihn nicht in einigen Kreisen schon erreicht hat. Wahlweise wurde und wird er als „Seher“, „IT-Messias“, „Prophet des Internetzeitalters“, „Apple-Guru“ oder „iGod“ bezeichnet. Er wusste, was die Menschen brauchen, und er gab es ihnen zur rechten Zeit. Die Person Steve Jobs darf dabei nicht hinterfragt werden. Und auch die Frage, mit welchen Methoden Jobs seinen Konzern führte, stellt man besser nicht.

Steve Jobs, Apple-Ikone
Steve Jobs – Ikone der Apple-Religion. Guru, Prophet, Messias und iGod in einer Person. (Bild: npbn/flickr.com)

Die Produktpräsentation des ersten iPhones gleicht einem Gottesdienst mit dem Messias persönlich: Jeans, Rollkragenpullover und Turnschuhe, das liturgische Gewand des Steve Jobs, mit dem er zur Ikone wurde. Der Apfel – das Kreuz auf dem digitalen Leinwand-Altar, samt Heiligenschein vor dem verlorenen Schwarz der Unendlichkeit. Die Schar der Apple-Jünger klatscht, jubelt und pfeift, als Jobs seine Heilsbotschaft verkündet und das revolutionäre iPhone enthüllt. Was als Veranstaltung fundamentaler Christen oder Moslems befremdlich und gefährlich wirken würde, wird bei Apple als geniale Marketingstrategie gelobt.

Doch die Inszenierung solcher Veranstaltungen ist nur ein Faktor unter vielen. Apple sorgt geschickt dafür, dass die Kunden möglichst komplett auf Produkte des US-Konzerns umstellen. Ein iPod oder iPhone kann nur über iTunes mit Daten versorgt werden, und am Besten funktioniert das Ganze mit einem iMac. Eine geschickte Strategie, die Kunden komplett an sich zu binden: Wer in den vollen Genuss der Apple-Vorteile kommen will, braucht mehr als nur ein iPhone. Er braucht das gesamte Paket, um perfekt vernetzt zu sein.

In der Sekten-Checkliste der Eltern-und Betroffeneninitiative gegen psychische Abhängigkeit Sachsen lautet ein Punkt: „Die Gruppe will, dass du alle alten Beziehungen abbrichst, weil sie deine Entwicklung behindern.“ Auf technischer Ebene trifft das bei Apple ins Schwarze. Freilich, auch anderen Konzernen wäre es am liebsten, wenn Kunden komplett auf die jeweils eigenen Produkte umsteigen würden. Das liegt in der Natur der Sache. Doch niemand fordert seinen Absolutheitsanspruch mit einer solchen Vehemenz ein wie Apple.

Wer Apple kritisiert, betreibt Blasphemie

Man könnte die Liste noch erweitern. Es ist zum Beispiel sehr verwunderlich, warum so viele Menschen die Kritik an einem Konzern, so sie denn geäußert wird, als persönlichen Angriff werten. Wer Apple kritisiert, kritisiert nicht nur ein Wirtschaftsunternehmen. Er verletzt viele Menschen auf einer sehr intimen Ebene. Es soll und darf hier, wie bei allen folgenden Ausführungen auch, nicht pauschalisiert werden. Dennoch ist es im Vergleich zu Nutzern anderer Produkte auffällig, wie stark sich Apple-Nutzer mit der Marke identifizieren. Diese Tatsache zeigt die enorme emotionale Bindung, die viele gegenüber dem Konzern empfinden. Man ist nicht nur einfach Kunde; Apple wird Teil der eigenen Lebenswelt, der eigenen Identität. Nur so ist erklärbar, warum die Diskussion um ein Unternehmen, dessen einziges Ziel es immer noch ist, Geld zu verdienen, geradezu zu einem Glaubensstreit ausarten kann. Wer Apple kritisiert, betreibt Blasphemie.

Und genau hier kommen wir zu dem Punkt, an dem dies alles problematisch wird. Es mag eine gelungene Marketingstrategie von Apple sein, sich in einer solchen Intensität an den Kunden zu binden. Heiligenschein und Messias inklusive. Doch letztlich führt eine solche psychische und/oder emotionale Abhängigkeit – wie auch bei sektenartigen Glaubensgemeinschaften – zur Kritikunfähigkeit. Und das ist vor allem gefährlich, wenn man sich die Ziele desjenigen verdeutlicht, der nicht kritisiert werden darf. Bei Apple liegt dies auf der Hand: Das Ziel ist der Geldbeutel des Kunden.

Und diese Kritikunfähigkeit im System Apple ist offenkundig: Kaum einer fragt, warum der Zuschlag für ein paar Gigabyte beim iPhone mehr als hundert Euro beträgt, obwohl der Großhandelspreis nur bei ein paar Euro liegt. Es wird schweigend hingenommen. Kaum einer fragt mehr nach den Produktionsbedingungen der Apple-Fabrikate. Auch das wird hingenommen, schließlich dient es einem größeren Zweck. Leider scheint eine solche Kritikunfähigkeit auch bei vielen Medien vorzuherrschen; der Glanz der Apple-Produkte erleuchtet nicht nur die eigenen Anhänger, sondern er strahlt darüber hinaus. Für Werbung muss der Konzern deshalb schon lange nicht mehr zahlen, denn die kommt von ganz alleine.

Nehmen wir einmal an, Apple sei tatsächlich kein Wirtschaftskonzern, sondern eine kultische Glaubensgemeinschaft, die den Menschen eine beliebige Heilsbotschaft vermittelt. Wie laut wäre der Aufschrei, wie eindringlich die Warnungen aufgrund der Macht, die Apple besitzt? Solche Hinweise verhallen, falls vorhanden, ungehört. Der Apfel strahlt weiter. Nicht nur als Symbol für ein erfolgreiches Unternehmen, sondern auch als Zeichen der besonderen Verbundenheit. Als Bekenntnis und Credo zugleich. Doch: Wer in einen Apfel beißt, sollte sich zumindest fragen dürfen, ob da nicht vielleicht der Wurm drin ist.

Der Mythos des Apple-Apfels

In dem Moment, in dem ich diese Zeilen auf meinem Windows-Laptop schreibe, blendet mich ein weiß leuchtender Apfel auf dem iMac meines Gegenübers. Irgendjemand hat ihn angebissen (den Apfel). Aber ich muss zugeben, das Symbol der Apple-Religion gefällt mir. Schon viele haben dem Unternehmen Apple kultische oder religiöse Züge zugeschrieben – zurecht. Und, um es auch gleich anzukündigen: Anfang kommender Woche wird auch hier bei TheoPop ein ausführlicherer Artikel zu den religiösen Zügen des Unternehmens – und vor allem zu der Frage, warum das problematisch ist – erscheinen.

Deshalb geht es in diesem kurzen Beitrag  um etwas anderes: das Logo des Weltkonzerns. Warum ein angebissener Apfel? Und warum heißt der Konzern eigentlich Apple? Die Geschichte von Apple beginnt mit einem Mythos. Erklärungen, warum ausgerechnet ein angefressenes Stück Obst als Logo auserkoren wurde, gibt es einige – aber keine eindeutige. Der Apfel, das liegt nahe, ist ein passendes Symbol für ein gleichnamiges Unternehmen. Doch warum ein Biss? Weil der Apfel sonst wie eine Tomate aussehen würde? Weil sich durch den Biss das englische Wortspiel „bite = Byte“ ergibt? Das sind nur zwei Erklärungen, die man nach kurzer Suche findet. Eine echte, eindeutige Antwort findet man aber nicht. Viel spannender ist zunächst sowieso die Frage, die noch einen Schritt weiter zurück geht: Warum heißt Apple überhaupt Apple?

Auch diese Frage wird mit unterschiedlichen Behauptungen beantwortet. Einig sind sich alle nur darin, dass der Vorschlag von Steve Jobs selbst stammte. Seine Mitstreiter bieten jedoch jeweils unterschiedliche Begründungen dafür, warum Jobs ihrer Ansicht nach gerade „Apple“ als Namen wählte. Tat er es, weil „Apple“ im Alphabet vor „Atari“ steht? Oder vielleicht, weil Steve Jobs ein großer Beatles-Fan war („Apple Records“)? Oder inspirierte ihn die Arbeit auf einer Apfelplantage, bei der er den Apfel als „perfekte Frucht“ lieben lernte?

Man weiß es nicht. Es gibt zwar einige Zitate von Steve Jobs aus dieser Zeit, was aber schlussendlich hinter dem Namen steckt, bleibt unklar. Doch genau das ist der Clou. Menschen lieben Mythen. Und noch dazu hat der Apple-Gründungsmythos einen konkreten Bezug zum biblischen Schöpfungsmythos im Buch Genesis (Kapitel 2 & 3) – zumindest kann man eine solche Verbindung herstellen, wie es in einer Magisterarbeit an der FU Berlin getan wird (Apple – Die Entstehung eines Mythos):

Der angebissene Apfel kokettiert […] mit dem Streben nach Allmacht, indem er den Augenblick des Sündenfalls, den Biß in die verbotene Frucht der Erkenntnis, abbildet. […] Die Aufforderung die Begrenzungen der menschlichen Möglichkeiten nicht anzuerkennen und darüber hinaus Perfektion anzustreben. Der Firmenphilosophie Apples kommt dies nahe. Schließlich herrschte bei Apple der Gestus das perfekte, geradezu weltverändernde Produkt herzustellen.

Natürlich – wer sich die Mühe macht und das Buch Genesis aufschlägt, wird feststellen, das dort nirgends von einem Apfel die Rede ist, sondern lediglich von einer nicht näher bestimmten „Frucht“. In dieser Hinsicht ist das ganze vielleicht eine etwas steile These. Dennoch: Zweifelsohne ist es der Apfel, den sehr viele Menschen mit der Frucht vom Baum der Erkenntnis identifizieren. Auch wenn der Verfasser der Magisterarbeit also in der Sache mit dem Apfel und dem Paradies daneben liegt, so kann man seiner folgenden Aussage zustimmen: „Das Assoziationspotential des Logos ist also mit christlich-religiöser Ursprungsmythologie aufgeladen.“

Freilich, mit ziemlicher Sicherheit lässt sich sagen, dass die Designer des Logos diesen Aspekt eher nicht in Betracht gezogen haben. Angesichts des Selbstverständisses des Unternehmens könnte man diese Parallele aber vielleicht als amüsante Beobachtung verbuchen. Das Apple-Logo, ein Symbol für das Streben nach göttlicher Perfektion und Allwissenheit!

Baumgartner, der Grenzgänger

Baumgartners Sprung aus der Stratosphäre.
Baumgartners Sprung aus der Stratosphäre. (Bild: cattias.photos/flickr.com)

Am vergangenen Sonntag springt ein Österreicher aus der Stratosphäre. Und die ganze Welt schaut zu, wie der Extremsportler Felix Baumgartner in 39 Kilometer Höhe aus einer kleinen Kapsel steigt und sich einfach fallen lässt. Für die einen war es die größte (und teuerste) Werbeaktion, die die Welt seit langem gesehen hat. Für die anderen war es ein Projekt, dass die Wissenschaft voranbringen wird. Und für wieder andere ist der Mann wahlweise durchgeknallt, lebensmüde oder todesmutig. Eines muss man jedoch festhalten, was auch immer man davon halten mag: offenbar sind viele Menschen von Baumgartners Aktion fasziniert. Auch ich saß gebannt vor’m Flimmerkasten und habe mir das Spektakel angeschaut.

Doch was ist daran so faszinierend? Ist es die Tatsache, dass ein Mensch über sich hinauswächst? Ist es die Sensationsgier, dabei zuzuschauen, wie jemand sein Leben auf’s Spiel setzt? In der Internet-Community der Wochenzeitung „derFreitag“ findet sich ein lesenswerter Blogbeitrag des Bloggers snow_in_june, der sich mit der transzendenten Dimension des Sprunges von Felix Baumgartner befasst (hier). Der Autor schreibt dort:

Mit seiner Leistung hat Felix Baumgartner bei den Menschen daher möglicherweise eine Sehnsucht nach Entgrenzung angesprochen, eine Sehnsucht, welche die Religion nicht mehr befriedigt, eine Sehnsucht, die man auch hinter der Sexualität, hinter dem Drogenrausch, hinter der Meditation vermuten kann.

Unabhängig von der Frage, was genau die Menschen an eine solchen Aktion fasziniert, lässt sich tatsächlich eine transzendente Ebene – eine „Sehnsucht nach Entgrenzung“ – feststellen. Und wenn Extremsportler über sich hinauswachsen, ihre Grenzen immer wieder ausreizen (und auch übertreten), so lässt sich das nicht nur mit der „Suche nach dem Kick“ erklären. Denn den könnte man sich holen, ohne sein Leben auf’s Spiel setzen zu müssen.

Fragwürdig ist nur, ob tatsächlich die Religion eine solche Entgrenzungs-Sehnsucht nicht mehr befriedigt, wie das obige Zitat behauptet. Schließlich ist  zum Beispiel gerade die Meditation eine zutiefst religiös verwurzelte Praxis. Nur wird sie heute von vielen – gewissermaßen zweckentfremdet – losgelöst von deren ursprünglichem Kontext angewandt. Im eigentlichen Sinne ist es also gerade am Beispiel der Meditation die Religion, die die Sehnsucht nach Transzendenz befriedigt. Nur fehlt das Bewusstsein dafür. Man müsste also eigentlich eher fragen, warum (explizit) religiöse Angebote in der Wahrnehmung vieler Menschen anscheinend nicht mehr dazu taugen, dieses Bedürfnis zu stillen.

Die letzten Worte

Als Baumgartner oben auf der kleinen Rampe stand, zum Absprung bereit, durften natürlich die „letzten Worte“ nicht fehlen. Die schlechte Funkverbindung sorgte jedoch dafür, dass sie – anders als der Sportler selbst – den 39 Kilometer langen Weg zur Erde nicht problemlos überstanden. Es waren nur Bruchstücke zu verstehen. Später verriet er allerdings, was er der Welt mitgeteilt hat:

„Die ganze Welt sieht zu und ich wünschte, sie würden sehen was ich sehe – man muss hierherkommen, um zu erfahren, wie klein man ist. Jetzt komm ich nach Hause.“

Solche „letzten Worte“ haben immer ein besonderes Gewicht, nicht erst seit Armstrongs Schritt für die Menschheit. Und man kann davon ausgehen, dass sich jemand, der sich vor einem Millionenpublikum weiß, nicht erst in letzter Sekunde überlegt, was er der Welt in diesem Moment mitteilen möchte. Doch um wirklich zu verstehen, was Baumgartner sagt, müsste man ihn persönlich kennen. Denn auch seine „letzten Worte“ weisen unter Umständen auf etwas Höheres hin: „Ich bin so klein.“ Aber das ist keine Sache, die man erst realisiert, wenn man aus der Stratosphäre auf die USA blickt.

 

facebook. Und wie heißt dein Gott?

Nein, ich habe nicht vergessen, dass es hier bei TheoPop bereits einen Beitrag über die religiösen Züge des sozialen Netzwerks „facebook“ gibt. Aber der Werbespot, den das Unternehmen vor Kurzem veröffentlicht hat, hat eine genauere Betrachtung verdient. Denn er folgt nicht nur einer wirren Logik, sondern ist vor allem eines: anmaßend.

Es fängt alles ganz harmlos an. Der Werbespot beginnt damit, facebook mit „Stühlen“ zu vergleichen. Stühle sind wie facebook: Sie geben Raum, um zur Ruhe zu kommen und sich auszutauschen. Jeder kann auf einen Stuhl sitzen, unabhängig davon, woher er kommt und wer er ist.  „Stühle sind für Menschen. Und deshalb sind Stühle wie facebook“, verkündet die sanfte weibliche Stimme aus dem Off schließlich. Interessant ist dabei schon eine Verkehrung, die ein Kommentator im TheoBlog anmerkt. Denn eigentlich müsste es heißen: „facebook ist wie ein Stuhl.“

Zunächst geht es dem Spot darum, das Gemeinschaftsgefühl aufzuzeigen, das facebook vermittelt. Niemand ist allein. wir alle sind vernetzt. Der Stuhl ist hierbei nur der Ausgangsvergleich; das Werbevideo geht noch ein paar Schritte weiter. Brücken, gemeinsames Tanzen, ein Basketballspiel – und schließlich: „Eine große Nation ist etwas, das die Menschen gründen, damit sie einen Ort haben, an dem sie dazugehören.“

facebook – der Platz, an dem wir dazugehören. Hier wird genau das angesprochen, was der Sektencheck auch schon ergeben hat. Nur diesmal wird es von facebook selbst explizit gesagt: Hier ist die Gemeinschaft, in der man dazugehört. Hier bist du zuhause. Hier wird gelacht, hier werden Geschichten erzählt. Kurz: Hier spielt sich das Leben ab. Und wer nicht Teil dieser Gemeinschaft ist, verpasst all dies.

facebook. Unser Gott!

Doch dann wird der Werbespot geradezu absurd. An dieser Stelle sei wörtlich zitiert, was die Sprecherin zu den schönen Bildern des Universums sagt, die nun folgen:

„The Universe. It is vast and dark. And makes us wonder, if we are alone. So may be the reason we make all of these things, is to remind ourselves that we are not.“

(„Das Universum. Es ist unermesslich groß und dunkel. Und es lässt uns die Frage stellen, ob wir alleine sind. Vielleicht ist das der Grund, warum wir alle diese Dinge tun: Damit wir uns daran erinnern, dass wir es nicht sind.“)

Dröseln wir die Argumentationskette doch einmal auf:

  1. Das Universum ist dunkel und riesig, unsere Erde und wir sind verschwindend klein.
  2. Deshalb fragen wir uns, ob wir alleine  sind in diesen unendlichen Weiten. Gibt es noch mehr Leben da draußen? Und vor allem: gibt es einen Gott?
  3. Wir schaffen Dinge, die uns verbinden, die uns das Gefühl von Gemeinschaft geben (allen voran: facebook).
  4. Diese Dinge erschaffen wir deshalb, weil sie uns daran erinnern, dass wir nicht alleine sind.
facebook mit Heiligenschein
Das wäre ein passenderer Abschluss für den Werbespot. (Bild: fm/TheoPop)

Das Ganze hat einen Haken: Wie sollen Dinge, die wir erschaffen, um irdische Gemeinschaft zu zelebrieren, uns daran erinnern, dass es im Universum noch mehr gibt? Eine irdische Gemeinschaft (zumindest eine solche, die in dem Werbespot gemeint ist) kann mich höchstens daran erinnern, dass ich nicht alleine auf dieser Welt bin. Aber nicht daran, dass wir nicht alleine im Universum sind.

Doch vielleicht ist es genau dieses Gefühl, das das Video provozieren will, wenn der helle, weiße Schriftzug „facebook“ am Ende aus dem dunklen Schwarz der Unendlichkeit auftaucht. Da fehlt nur noch der Heiligenschein. In der Logik des Spots wird ausgesagt: Wir sind nicht alleine im Universum – es gibt ja facebook! facebook ist dasjenige, das außerhalb steht. Unser Gott, der uns Geborgenheit gibt. Amen.

„Homer, deine Seele ist gerettet!“

„Die Simpsons“ ist eine der erfolgreichsten Cartoonserien der Welt. Und immer wieder spielt dort ein Thema eine große Rolle: die Religion. Grund genug, sich damit einmal genauer zu befassen. Wie wird Religion bei den Simpsons dargestellt? Diese Fragestellung soll die Grundlage für eine – nach oben offene – Artikelserie sein, die mit diesem Beitrag ihren Anfang nimmt. Das Thema ist viel zu umfangreich, um es in einem Beitrag abzuhaken; es beschäftigen sich nämlich nicht nur fast unzählige Folgen mit Religion, sondern bei den „Simpsons“ werden auch neben der christlichen viele andere Glaubensgemeinschaften behandelt.

Die Simpsons - eine der erfolgreichsten Cartoonserien der Welt
Die Simpsons – eine der erfolgreichsten Cartoonserien der Welt (Bild: desiii/flickr.com)

Den Start soll an dieser Stelle die Folge „Das achte Gebot“ machen (Staffel 2, Folge 13. Im Original: „Homer vs. Lisa and the 8th Commandment“).  Die Folge kann hier als Hörspiel bei Youtube angehört werden. Die TV-Version scheint online nicht frei verfügbar zu sein.

Diese Folge sei eine „ausgezeichnet gestaltete, 22-minütige Predigt“, schreibt der US-Journalist Mark Pinsky. Man müsste vielleicht ergänzen, dass es sich um eine ziemlich offensive Moralpredigt handelt, die verdeutlichen soll, wie lax wir heutzutage mit dem Gebot „Du sollst nicht stehlen“ umgehen (Hoppla, war das nicht das siebte Gebot?). Und an dieser Stelle sei angemerkt, dass die Erstausstrahlung der Folge im Jahr 1991 erfolgte. Im darauf folgenden Internetzeitalter weist die Folge auf ein Problem hin, das heute sogar noch aktueller als damals ist.

Doch eines nach dem anderen. Um was geht es in dieser Folge? Homer bekommt durch einen etwas fragwürdigen TV-Techniker die Möglichkeit, sich gegen ein Bestechungsgeld von 50 Dollar ins Kabelfernsehen einzuklinken. Illegal, versteht sich. 68 Kanäle, ohne monatliche Grundgebühr! Die Simpsons sind begeistert. Und fortan läuft der Fernseher. Und er läuft. Und läuft. Und läuft. Doch dann kommt der Sonntag, an dem brave Christenmenschen wie die Simpsons natürlich in die Kirche gehen. Bart und Lisa landen in der Sonntagsschule – heute mit dem Thema „Die Hölle“. Und die Sonntagsschullehrerin versteht es, den Kindern ihr Anliegen zu verdeutlichen:

 „Die Hölle ist ein schrecklicher Ort. Maden sind euer Betttuch, Würmer eure Decke an einem stinkenden, brennenden Schwefelsee. Ihr werdet Tag und Nacht gefoltert, immer und ewig. deutlich gesagt: wenn ihr die Hölle tatsächlich sehen müsstet, dann würdet ihr vor Angst sterben.“

Während Bart sich köstlich darüber amüsiert und nachfragt, ob es an diesem grausamen Ort auch Piraten gibt („Natürlich, Tausende!“), sorgen sich andere tatsächlich um ihr Seelenheil und wollen wissen: „Wie aber kann man diesem Ort der Verdammnis entgehen?“ Die Antwort der Lehrerin: „Indem ihr immer die Zehn Gebote befolgt. Zehn einfache Regeln, mit denen es sich leicht leben lässt.“ Damit werden bereits zwei Aussagen über das Verständnis des Christentums in dieser Folge getroffen. Zum einen wird etwas über die  Glaubensmotivation ausgesagt: die Angst vor ewigen Höllenqualen. Zum anderen wird dann sofort die Moralkeule hervorgeholt: Wer dieser ewigen Qual entgehen möchte, muss sich an die Zehn Gebote halten. Wir halten also fest: Halte die Zehn Gebote, um nicht in der Ewigkeit immer und immer wieder von Maden gefressen zu werden!

Wer im Glashaus sitzt…

Bart hat – im wahrsten Sinne des Wortes – einen Höllenspaß. Lisa Simpson setzt diese Aussage aber schwer zu. Und sie erkennt, dass das, was ihr Vater tut, Diebstahl ist. Da sie furchtbare Angst vor der Hölle hat, stellt sie Homer zur Rede:

Lisa: „In der Sonntagsschule lernen wir, stehlen ist eine Sünde.“
Homer: „Sag bloß.“
Lisa: „Aber alle Welt tut es! Du klaust Kabelfernsehen, während wir uns unterhalten.“
Homer: „Hey, sieh die Sache doch mal anders. als du heute morgen gefrühstückt hast, musstest du dafür bezahlen?“
Lisa: „Nein.“
Homer: „Und musst du bezahlen für die Klamotten, die du anhast?“
Lisa: „Nein, muss ich nicht.“
Homer: „Also, wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, mein liebes Kind!“
Lisa: „Dad, dein Argument ist ziemlich ambivalent.“
Homer: „Danke, das sag‘ ich doch!“

Trotz dieser schlüssigen Argumentation seitens Homer ist Lisa nicht zufrieden. Ihr Gewissen (und vor allem ihre Angst) lassen ihr keine Ruhe. An wen könnte man sich dann noch wenden? Richtig. An den Geistlichen. Und so sucht sie Reverend Lovejoy auf, um ihn zu befragen:

Lisa: „Wenn ein Mann Brot nimmt, um seine hungernde Familie zu ernähren, ist das dann Diebstahl?“
Lovejoy: „Nein. Naja, vielleicht, wenn er auch noch etwas draufschmiert. Gelee zum Beispiel.“
Lisa: „Verstehe.“
Lovejoy: „Jetzt mal raus mit der Sprache, Lisa, warum bist du hier? Glaubst du dein Vater klaut Brot?“
Lisa:  „Vielleicht, ich pass nicht dauernd auf ihn auf. Aber ich weiß: Wir empfangen umsonst Kabelfernsehen!“
Lovejoy: „ja, ich fürchte das ist Diebstahl, Lisa. Und ich glaube, du musst etwas dagegen tun.“
Lisa: „Soll ich meinen Vater anzeigen?“
Lovejoy:“Nun ja, das wäre zwar oberflächlich betrachtet durchaus eine Lösung des Problems. Aber bedenke das fünfte Gebot:  Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Ja, ähm. Lisa, ich würde es gerne sehen, wenn du ein Beispiel dadurch gibst, dass du dich dieser kriminalisierten Technik verweigerst.“
Lisa: „Vielen Dank, Reverend Lovejoy!“

Und das tut Lisa dann auch. Sie bestreikt das Fernsehprogramm, stellt sich daheim vor die Glotze und verkündet ihrer Familie ihren Sinneswandel. Doch ohne Erfolg. Die einzige, die ihr ein bisschen Verständnis entgegenbringt, ist ihre Mutter Marge. Homer und Bart frönen weiterhin der ungezügelten Lust am Kabelfernsehen. Homer hat gar schon zu großen Boxkampf-Abend geladen, der exklusiv über Kabel übertragen wird.

Die Seele im falschen Moment gerettet

Lisa ist verzweifelt. Ihre Aufforderungen und ihr Missionsdrang scheint auf keine Resonanz zu stoßen. Dennoch: Auch als der große Abend kommt, gibt sie nicht auf, stellt sich vor die Flimmerkiste und verkündet den Gästen ihren Protest. Keine Reaktion.

Als die Vorberichterstattung zu dem Kampf beginnt, ändert sich die Lage jedoch – zumindest bei dem Oberhaupt der Simpsons. Einer der Boxer saß fünf Jahre im Gefängnis. Homer kommt ins Grübeln. Was, wenn er erwischt wird? Was, wenn er auch in den Knast muss? Sein Gewissen fängt schließlich an zu arbeiten. Homer beschließt, unter offenkundigen Qualen, sich den Kampf nicht anzusehen. Zudem trifft er die Entscheidung, nach der Abreise seiner Gäste das illegale TV-Kabel zu kappen. Lisa ist sichtlich erleichtert.

Lisa: „Dad, wir haben vielleicht deine Seele gerettet.“
Homer: „Ja, vielleicht. Aber im falschen Moment.“

 Motivation: Keine Maden in der Ewigkeit

Es ist erstaunlich, wie aktuell diese Folge von 1991 ist. Was bei dem Simpsons das Kabelfernsehen, ist heute – nun ja, suchen Sie es sich aus: Musik, Filme, Bücher. Und heute wie damals fehlt das Unrechtsbewusstsein. Interessant ist, wie bei den Simpsons dieses Bewusstsein in diesem Fall wieder hergestellt wird – durch die Religion. Doch wie dies geschieht, ist äußerst fragwürdig. Es wird aus der Motivation heraus gehandelt, die Seele vor ewigen Höllenqualen zu bewahren. Eine Motivation (und Angst), mit der auch heutzutage noch Christen ihren Glauben verbreiten. Glaube, sonst kommst du in die Hölle!

Fragwürdig ist auch, welche Position die Zehn Gebote hier einnehmen. Die eigentliche christliche Botschaft spielt keine Rolle in dieser Folge, allein der moralische Aspekt von Religion wird hier aufgegriffen. Religion, eine moralische Instanz? Glauben (in diesem Fall: an die Zehn Gebote), um den ewigen Maden und Würmern zu entgehen? Das wird hier kommuniziert. Auch wenn die Auswirkungen in diesem Fall am Ende gut sind und Homer sich „bekehrt“ – das Bild, das hier von Religion gezeichnet wird, ist ein negatives.

„Religion bei den Simpsons“

Teil 2 – „Der Gott mit fünf Fingern“