Pater Norbert kommt – Himmel hilf!

Himmlische Hilfe - Pater Norbert greift ein
Das ist Pater Norbert. (Bild: obs/RTL II)

Man stolpert ja manchmal im Internet über interessante Dinge. Zum Beispiel über das hier: „Pater Norbert bietet himmlische Hilfe„. Das christliche Medienmagazin pro berichtete über eine neue Doku-Soap, die am 13. Februar Premiere feierte. Sechs Folgen lang, eine pro Woche, begibt sich der Ordensbruder Pater Norbert auf „Missionsreise“ zu sozial schwachen Menschen, um ihnen in ihrer Notlage zu helfen. „Himmlische Hilfe -Pater Norbert greift ein“ nennt sich das Ganze.

Nun kennt man das ja: Coaching-Soaps gehören, vorsichtig gesagt, nicht unbedingt zu den Highlights im deutschen Fernsehprogramm. Dennoch konnte ich es nicht lassen. Ich musste mir die Pilotfolge anschauen. Die Tatsache, dass das ganze Spektakel auf „RTL II“ stattfindet, machte mich zwar stutzig,  hielt mich aber nicht davon ab. Auch der kuriose Sendeplatz konnte mich nicht schrecken: Wer zu früh ein- oder zu spät abschaltet, landet entweder bei „Extrem schön“ oder bei „Traumfrau gesucht„. Beide Sendungen scheinen (laut Beschreibung und Trailer) wirklich tragische Themen auf eine menschenverachtende Weise dem Voyeurismus der Öffentlichkeit preiszugeben. Ich hoffte aber, der Kontext ließe keine Rückschlüsse zu über die Qualität von Pater Norberts Vorhaben, den sozial Schwachen zu helfen. Die Neugier war einfach zu groß.

Die Grundidee ist doch eigentlich eine gute. Wo Menschen in Not sind, da sollte – gerade im Lichte eines christlichen Ethos – die Nächstenliebe nicht fern sein. Und schließlich haben/hatten schließlich auch andere „Experten“ ihre eigenen Coaching-Doku-Soaps: Peter Zwegat, der SchuldnerberaterChristian Rach, der Sternekoch. Thomas Sonnenburg, der SozialpädagogeKatharina Saalfrank, die Diplom-Pädagogin. Warum also nicht also auch Pater Norbert, der Ordensbruder, als Spezialist für das höchste Gebot?

Schock-Therapie für den gefallenen Engel

Nun läuft also die Sendung. Uns wird Kevin vorgestellt, ein aggressiver Jugendlicher aus Berlin, ohne Schulabschluss. Er prügelt sich regelmäßig, knackt Autos, fährt ohne Führerschein, ist arbeitslos und säuft. Seine Mutter ist verzweifelt, also holt sie Pater Norbert zu Hilfe: Kevin soll wieder auf die gerade Bahn gebracht werden. Pater Norbert, seines Zeichens ein „Pope, der wirklich da ist, wenn du Probleme hast“ (so sein Bekannter), macht sich also auf den Weg nach Berlin. Der Ordensbruder stammt aus Köln und ist dort seit 27 Jahren Oberhaupt der Kölner Mariaviten, einer christlichen Ordensgemeinschaft, die nicht dem Vatikan untersteht.*

Der Pater rückt also an. Kaum da, kriegt Kevin auch gleich den ersten Tipp von dem betagten Herrn, man hört die Lebensweisheit förmlich mitschwingen:  „Du musst aus dich heraus, du Arsch.“ Kevin fühlt sich, vielleicht nicht ganz zu unrecht, etwas überrumpelt und nimmt erst einmal Reißaus. Der Kölner Bruder reagiert gelassen: „Kleine, gefallene Engel sind wir mehr oder weniger alle.“ Er macht sich auf den Weg, sucht Kevin und überredet ihn, mit nach Köln ins Kloster zu kommen. 

Und so nimmt die Sendung ihren Lauf, ohne dass irgendetwas Überraschendes passiert. Pater Norbert gibt ab und an ein paar Bibelzitate oder moralische Grundlagen-Tipps zum Besten. Für Kevin wählt er die Schocktherapie: Um ihn zukünftig vom Fahren ohne Führerschein abzuhalten, arrangiert er ein Gespräch mit einem Mann, der sein Bein bei einem Autounfall verlor. Um ihm die Lust am Prügeln zu nehmen, nimmt Pater Norbert ihn mit zu einer Frau, deren Sohn bei einer Prügelei ums Leben kam. Und da Kevins Traumberuf „Rapper“ ist, führt Norbert ihn zu Kitty Kat, einer Rapperin, die ihm erklärt, dass das Leben als Musiker kein Zuckerschlecken ist und er sich ändern muss. Ihr klügster Satz: „Ich glaube ich kenne keinen Künstler, der nicht an Gott glaubt, der es weit gebracht hat.“ Oh. Dann glaube ich aber, dass Fräulein Kit-Kat nicht besonders viele ihrer Künstler-KollegInnen kennt. Gott als Garant für Ruhm und Erfolg? Na, wenn das so einfach wäre…

Man sieht schon – es ist schwierig, das Ganze ernst zu nehmen. Kevin jedenfalls weigert sich anfangs, ist aber irgendwann doch ganz angetan von dem coolen Pater Norbert. Vor allem nach obiger Szene mit Kitty Kat. Pater Norbert lobt Kevin dann auch in seiner ganz eigenen Weise: „Hast dich tapfer gehalten, obwohl du n Arsch bist.“

Am Ende der Folge sitzt Kevin dann noch in einer Einzelzelle im Gefängnis (das ist Teil der Schocktherapie). Weil ihm dort langweilig ist, schreibt er ein paar Rap-Zeilen:

Scheiße sie haben mich gebustet,
sie haben mich verhaftet.
Wann kommt der Gott und holt mich hier raus,
das ist Scheiße, das ist wie im Kartenhaus.

Mit pathetischer Musik im Hintergrund ertönt die Stimme des Off-Sprechers: „Erstmals findet Gott in Kevins Texten statt. Die Zeit in der Zelle zeigt Wirkung. Für Pater Norbert ist diese Veränderung der richtige Zeitpunkt, um das Experiment zu beenden.“ Wer also nur lange genug in einer Zelle sitzt, wird Christ? Eine interessante Art, auf „Missionsreise“ zu gehen.

Es braucht mehr „Pater Norberts“, aber…

Um noch ein paar ernste Sätze und Anfragen am Ende zu platzieren: Braucht es solch ein Format wirklich? Ich glaube: nein. „Himmlische Hilfe“ scheint für mich nichts anderes zu sein als eine der zahlreichen Krawall-Sendungen, die es ohnehin schon zur Genüge gibt. In erster Linie geht es darum, das macht die Aufmachung der Sendung deutlich, möglichst effektiv bedauerliche menschliche Schicksale darzustellen, damit der Zuschauer sich daran ergötzen kann. Die Schocktherapie-Episoden von Pater Norbert tragen leider nur allzu gut dazu bei. Pater Norberts Intention ist das sicherlich nicht. Ich glaube tatsächlich, dass er – offenkundig ein wenig naiv – nur Gutes im Sinn hat. Der kauzige Senior ist mir vielleicht sogar ein bisschen sympathisch. 

Christen sollten sich tatsächlich ausnahmslos ein Verhalten (nicht unbedingt ein Vokabular) wie das des Paters auf die Flagge schreiben. Es braucht Leute wie Pater Norbert, die keine Berührungsängste haben und keine Vorurteile. Leute, die einfach christliche Nächstenliebe leben. Ja, es bräuchte noch viel mehr Menschen, die sich sozial Schwachen annehmen. Nur, bitte: Ohne das Fernsehen. 

*[Anmerkung: Interessant ist, dass der „Orden der Mariaviten in Deutschland – Auslandsjurisdiktion“, dem Pater Norbert vorsteht, nicht nur nicht von der katholischen Kirche, sondern auch weder von der Altkatholischen Kirche der Mariaviten (!), noch der Katholischen Kirche der Mariaviten (!) anerkannt wird. Zudem gab es in der Vergangenheit mehrere Warnungen katholischer Bistümer und Diözesen vor den Kölner Mariaviten. Sofern diese Warnungen theologischer Natur sind, weil sie gegen offizielle katholische Lehre verstoßen, ist das ja nicht per se zu verurteilen. In wie weit es da aber evtl. auch um juristisch relevante Belange geht, kann ich nicht beurteilen. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, aber insgesamt scheint das ein recht suspekter Verein zu sein. Weiß da jemand mehr?]

Ich will beichten, mach das Mikro an!

Die Tür zur Beichte - führt sie auf die große Bühne? (Bild: Martin Müller/pixelio.de)
Die Tür zur Beichte – führt sie auf die große Bühne? (Bild: Martin Müller/pixelio.de)

Manche Menschen treten ihr ganzes Leben in der Öffentlichkeit breit. Nun gut, vielleicht nicht das Komplettpaket, aber zumindest die Momente, die eigentlich höchst intim sind. Jüngstes Beispiel: Jenny Elvers, die nach ihrem „Alkohol-Absturz“  nun eine „Alkohol-Beichte“ bei RTL ablegte. Beichtmutter war mit Frauke Ludowig passenderweise eine Frau, die sich sonst in ihrer TV-Sendung redlich Mühe gibt, möglichst private Details „prominenter“ Persönlichkeiten zu präsentieren. Streng genommen war aber aufgrund des Formates eher die ganze Nation die „Beichtmutter“, der sich Jenny Elvers offenbart hat.

Nun ist Jenny Elvers eine Frau, bei der das nicht unbedingt überrascht. Schließlich trägt sie seit jeher privateste Details durch diverse Magazine und TV-Formate. Doch offenbar besteht nicht nur bei solchen öffentlichen Personen ein Verlangen danach, sich vor einem Millionenpublikum seelisch zu entblößen. Was zum Beispiel ist mit den zahlreichen Talkshows, die noch vor wenigen Jahren das Nachmittagsprogramm einschlägiger Fernsehsender vereinnahmten? Oder mit äußerst populären Formaten wie „Domian„, dem nächtlichen Radio-TV-Talk? Geht es wirklich nur darum, ins Fernsehen zu kommen? Bei manchen ist das sicher ein nicht zu vernachlässigender Grund.

Dennoch wage ich die These, dass sich dahinter auch Bedürfnisse verbergen, die sich zum Beispiel in der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche im Bußsakrament, der Beichte, wiederfinden. Nicht umsonst wird dieser Begriff auch immer wieder bei solchen öffentlichen Offenbarungen verwendet, auch wenn dies mit der Beichte im eigentlichen Sinn nichts mehr zu tun hat. Schon allein deswegen, weil das Setting des Geschehens zum Beispiel den vertraulichen Rahmen einer Beichte und damit auch das Beichtgeheimnis ad absurdum führt.

1) Bekennen (& bereuen ?)

Wir wissen oft ziemlich genau, wenn wir etwas verbockt haben. Wenn wir nicht so gehandelt haben, wie es eigentlich angemessen gewesen wäre. Und schon ist sie da, diese innere Stimme, die uns begleitet und uns ständig ins Bewusstsein ruft, was da schief gelaufen ist: das „schlechte Gewissen“. Manche können diese Stimme vielleicht mit Geräuschen des Alltags übertönen, sodass sie vermeintlich verstummt. Anderen fällt dies nicht so leicht. Doch fast ausnahmslos gilt: Wenn es dann gesagt wurde, ist man erleichtert – man knabbert nicht mehr alleine an seiner Schuld, sondern es gibt andere, die darüber Bescheid wissen.

Dieser Fakt allein scheint schon auszureichen, um eine gewisse Erleichterung zu verschaffen. Und angesichts des Öffentlichkeitsdrangs könnte man vielleicht fragen: Ist die Erleichterung umso größer, je mehr Menschen das Bekenntnis erreicht? Nicht unbedingt. Ich denke, dass bei der Frage nach der Öffentlichkeit eher ein zweiter Faktor eine Rolle spielt. Dazu gleich mehr.

Zunächst noch ein weiterer Grund, warum wir vielleicht ein Bedürfnis haben, Dinge aus unserer Vergangenheit zu bekennen. Der Sozialgeschichtler Berthold Unfried zum Beispiel spricht unter Berufung auf den Soziologen Alois Hahn von der Beichte als „Biographiegenerator“: Die Beichte, oder vielleicht allgemeiner das „Bekennen“, veranlasst den Menschen dazu, über sein Leben zu reflektieren und biographisch geordnet Auskunft darüber zu geben. Es hat also durchaus Sinn, dass wir ein Verlangen danach empfinden, Dinge aus unserer Vergangenheit zu reflektieren, zu sortieren und in Sprache zu fassen. Vor allem in einer Zeit der Individualisierung, in der keiner sein will wie der andere und alle die eigene Individualität betonen, nimmt dieses Bedürfnis einen prominenten Platz ein. Und während immer weniger Menschen dieses Bedürfnis im Rahmen einer Beichte oder eines Seelsorgegespräches erfüllen, suchen offenbar viele Menschen die große Bühne dafür. Aber warum?

2) Vergebung & Akzeptanz

Mikrophon bei Beichten?
Wenn beim Beichten das Mikro läuft… (Bild: NFSA Australia/flickr.com)

Der zweite Faktor hängt eng mit dem ersten zusammen. Denn wer seine Verfehlungen bekennt, erwartet in der Regel Vergebung und Akzeptanz. Das geschieht in der Beichte  durch die Lossprechung von den Sünden. Was nun bewegt manche Menschen dazu, zu sagen: „Ich will beichten, mach das Mikro an, damit es möglichst viele hören“? Da gibt es sicherlich mehrere Ebenen, auf denen man dies betrachten kann.

Nehmen wir eine typische Krawall-Talkshow, in der Jaques-Martin seiner Freundin Lauredania-Marlies bekennt, dass er deren Schwester geküsst hat. Zuerst erzählt Jaques-Martin (ohne die Anwesenheit seiner Freundin) die unglaubliche Geschichte der Moderatorin und dem Publikum. Es liegt nahe, dass es hier vor allem darum geht, sich vor dem Publikum zu rechtfertigen, Sympathie zu erzeugen und akzeptiert zu werden.  Dann nämlich verändert das die Situation, wenn Lauredania-Marlies plötzlich auf die Bühne kommt. Jaques-Martin ist nicht alleine, wie er es wäre, wenn er im heimischen Wohnzimmer direkt die Konfrontation mit seiner Freundin gesucht hätte. Er hat (berechtigte?) Hoffnung, dass es seiner Geliebten um einiges schwerer fallen wird, ihn vor Publikum zurückzuweisen. Doch handelt es sich dann, sollte Lauredania-Marlies ihm vergeben, nicht unbedingt um „echte“ Vergebung – dann nämlich nicht, wenn nicht aus Überzeugung, sondern aufrund der Umstände „vergeben“ wird. Das öffentliche Setting verdreht hier also komplett alles, was „Beichte“ im eigentlichen Sinne ausmacht.

Eine andere Ebene, auf der sich – so meine Vermutung – die TV-Beichten von Lance Armstrong oder Jenny Elvers bewegen, ist eine etwas andere. Sicherlich spielt hier auch Geld eine wichtige Rolle – davon sehen wir mal ab. Verhält es sich hier vielleicht so, dass man sich durch größeres Publikum eine „größere Vergebung“ verspricht? Oder zumindest eine höhere Akzeptanz? Bei diesen Fernsehbekenntnissen geht es letztlich ja nur darum, vor einer möglichst breiten Masse zu bekennen, was man falsch gemacht hat. Die Moderatoren sind hierbei auch nicht Beichtväter und -mütter, sondern vielmehr Mittelsleute. Der eigentliche Priester, der die Absolution erteilen soll, ist das Publikum – und damit letztlich die Gesellschaft, von der der Beichtende wieder akzeptiert werden will.

Spontan könnte man vermuten, dass klassische „Talkshows“ ihren Zenit schon vor einigen Jahren überschritten haben – das muss aber nicht daran liegen, dass das Verlangen nach öffentlichem Bekenntnis abgenommen hat. Vermutlich ist der Grund dafür viel mehr der, dass sich das Publikum inzwischen langweilt und nicht mehr genug Menschen bei diesem Seelenstriptease zuschauen würden (ausgenommen seien hier mal Scripted-Reality Shows, die mit der Wirklichkeit aber sowieso nichts zu tun haben).

Letztere Spezies, die „TV-Beichte“ bekannter Persönlichkeiten, wird uns sicher noch eine ganze Weile begleiten. Doch auch, wenn manche „Promis“ ihr gesamtes Leben öffentlich gestalten, so ist es doch eigentlich mehr als traurig, dass sie nicht einmal in diesen intimsten Momenten in der Lage sind, sich zurückzuziehen. Denn die Akzeptanz in der Gesellschaft ist nicht alles, was zählt.

„Gott bewahre“ – JC, der faule Kiffer?

Gott bewahre - John Niven (Bild: Heyne-Verlag)
John Nivens Christentums-Satire „Gott bewahre“ ist als Taschenbuch im Heyne-Verlag erhältlich. ISBN 978-3-453-67633-6. (Bild: Heyne-Verlag)

Gott kommt aus dem Urlaub. Eine Woche war er Angeln, nun spaziert er fröhlich durch sein himmlisches Büro, gut gelaunt und erholt. Jesus, Gottes Sohn und zugleich seine Urlaubsvertretung, sollte während der Urlaubswoche ab und an mal einen Blick darauf werfen, was so auf der Erde abgeht. Und er hat’s vermasselt. Das Problem ist nämlich, dass ein Tag im Himmel 57 Jahren auf der Erde gleicht. Gott hat also die letzen 400 Jahre Erdengeschichte verbummelt – und Jesus war anscheinend mit der Stellvertretung überfordert. Der aus dem Urlaub Heimgekehrte beginnt nun also, aufzuarbeiten, was er verpasst hat. Aushalten kann er das, was er da über Sklavenhandel, religiösen Fundamentalismus oder Mord und Totschlag liest, nur dank einiger Joints und ein paar Shots Whiskey.

Gott ist außer sich. Erst vor einem Monat war doch Jesus auf der Erde! Und was ist nur aus der Botschaft, die er damals schon Mose mitgegeben hat, geworden? „Seid lieb!“ war alles, was er Ihnen befohlen hatte. Und nun so etwas! Gott sieht nur einen Ausweg: Jesus muss noch einmal runter, mit den Leuten reden und Ihnen klar machen, worauf es Gott ankommt.

So beginnt nun also die Geschichte, die John Niven in seinem satirischen Buch „Gott bewahre“ (im Original passender: „The second coming“) erzählt. Es ist eine Passionsgeschichte der anderen Art, eine, die beschreibt, wie Jesus – alias „JC“ – sich als armer Musiker in New York durchschlägt. Seine besten Kumpels sind Menschen, mit denen sich sonst keiner zusammentut: Obdachlose, psychisch Kranke, Junkies. Und auch für Jesus geht nichts über einen guten Joint.

Radikale Gesellschafts- und Religionskritik

Ich weiß ehrlich gesagt nicht so recht, was ich von dem Buch halten soll. Die Geschichte an sich ist toll, sie ist spannend und kurzweilig erzählt. Häufig muss man schmunzeln, noch häufiger aber trifft die Kritik, die sich hinter der Geschichte verbirgt, die traurige Wahrheit ins Schwarze. Es ist nicht nur eine Kritik an religiösem Fundamentalismus, auch unsere Gesellschaft bekommt ihr Fett weg.  So containert Jesus etwa. Zum einen, weil ihm das Geld fehlt, zum anderen ist in dieser Szene auch die Kritik an unserer Wegwerfgesellschaft nicht zu überlesen. Auch in Gesprächen, die Jesus zum Beispiel mit christlichen Aktivisten in Amerika führt, die wegen ihrer Homosexuellen-Feindlichkeit  gegen eine AIDS-Klinik demonstrieren, wird die Lächerlichkeit solcher (und anderer) Aktionen vor Augen geführt.

John Niven, der Autor des Buches, ist Atheist. Entsprechend hat er auch keine Hemmungen, radikal zu formulieren und zu schreiben. An sich ist das nichts Schlechtes, denn manchmal braucht es krasse Worte, um Aufmerksamkeit zu erregen. Bezüglich der Sendung „Götter wie wir“ habe ich schon einmal gefragt, was denn der Sinn und Zweck von Religionssatire sein sollte. Ist es ein reiner Unterhaltungszweck? Falls nicht, falls also Satire das Ziel verfolgen sollte, durch radikale und harte Kritik auch zum Denken anzuregen, dann ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Satire diejenigen erreicht, die sie betrifft.

Das Problem von „Gott bewahre“: Fäkalsprache

Und dazu komme ich zu einem weiteren Gedanken: „Götter wie wir“ wurde in manchen christlichen Kreisen hart kritisiert,  als „blasphemisch“ abgetan. Warum gibt es einen solchen Aufschrei nicht bei „Gott bewahre“, das doch um Einiges (!) härter ist? Meine Vermutung: Keiner, der sich darüber aufregen würde, hat das Buch gelesen.

Und das ist auch der Grund, warum ich nicht weiß, wie ich dieses Buch bewerten soll. Jeder, der es einigermaßen ernst nimmt mit der Religion (und auch manch anderer), braucht sehr gute Nerven, um den ersten Teil des Buches zu „überstehen“. Fäkalsprache, wohin das Auge liest. Gott flucht mit Wörtern, die ich in meinem Leben noch nie benutzt habe. Und als es dann zur Lagebesprechung während einem Dinner mit Mephisto in der Hölle kommt, musste ich pausieren und das Buch aus der Hand legen. Denn dann bleibt es nicht bei Fäkalsprache. Was dort beschrieben wird, ist schlicht – ich kann es nicht anders sagen – pervers. Nicht nur jenseits allen guten, sondern auch allen schlechten Geschmacks. Erst als Jesus auf die Erde kommt, bessert sich das Ganze etwas, die Fäkalsprache verschwindet zwar nie ganz, ist dann aber auszuhalten (vielleicht liegt das aber auch nur an der anfänglichen Schocktherapie?).

Das finde ich schade. Ich musste im Verlauf des Buches oft schmunzeln, fand die Idee des Buches kreativ und die Geschichte gut umgesetzt, oft merkt man die Liebe zum Detail in dieser modernen Passionsgeschichte. Auch bei manchen Grundideen hat Niven, denke ich, gar nicht so unrecht. Es ist zum Beispiel gut vorstellbar, dass es Gott zum Heulen zumute ist, wenn er sieht, wie die Menschheit mit seiner Schöpfung umgeht.

Natürlich liegt inhaltlich-theologisch einiges im Argen. Ist Gott ein Gott, dem es egal ist, ob wir an ihn glauben? (Laut Buch: Ja.) Hat Gott den Menschen tatsächlich nicht mehr zu sagen als „Seid lieb?“ (Laut Buch: Nein). Doch theologische Ungenauigkeiten sind einem Satirebuch dieser Art zu verzeihen, zumal es, so glaube ich, letztlich nicht mehr sein wird als ein Unterhaltungsroman für Leute, die mit Religion nichts am Hut haben. Denn diejenigen, die die Kritik angeht, werden es nie lesen – oder spätestens nach einigen Seiten wieder angewidert aus der Hand legen. Wer mag, kann ja gerne einen Blick in du unten verlinkte Leseprobe wagen. Es sind die ersten 40 Seiten des Buches, vor der Hölle wird man also verschont.

 

Weiterführende Links:

Alles Fake, nur Gott nicht?

(Bild: Droemer Knaur)
Bluff! – die Fälschung der Welt. ISBN 978-3426275979, erschienen bei Droemer, 2012. Hardcover, 16,99 €. (Cover: Droemer Knaur)

Entlarvende Bücher haben Hochkonjunktur. Verspricht ein Autor der Leserschaft, ihnen etwas zu enthüllen, am besten noch etwas, das für sie ganz persönlich (über-)lebenswichtig ist – wer kann da schon einfach vorübergehen? „Bluff! Die Fälschung der Welt“ ist ein solches Buch. Manfred Lütz, seines Zeichens katholischer Theologe, Psychiater und Psychotherapeut, verspricht gleich im Vorwort:

„Jeder [läuft] Gefahr, während der vergleichsweise kurzen unwiederholbaren Zeit zwischen Geburt und Tod einem Bluff aufzusitzen, bloß ein gleichgültiges Spiel zu spielen und am Ende sein eigentliches Leben aus Versehen zu verpassen.“

Und natürlich, es wäre keine gute Werbung für das Buch, wenn nicht zugleich Antworten und Lösungen angekündigt würden. Und, mal ehrlich: Wäre es nicht eine furchtbare Vorstellung, das Leben zu verpassen? Am Ende Resümee zu ziehen und nur fragen zu können: Was um Himmels willen war das nun? Nein, das will keiner. Doch hat Lütz die Antworten, die er verspricht zu geben?

Die Welt, in der wir leben, ist eine Fälschung. Das ist die Behauptung, die Manfred Lütz in seinem Buch aufstellt. Anfangs noch als Frage an die Leser gerichtet, macht sich Lütz daraufhin ans Eingemachte. Kapitel für Kapitel schält er eine Schicht nach der anderen von unserer erlebten „Wirklichkeit“ herunter:  Wissenschaftsgläubigkeit, Medien, „Life Coaches“, Patchwork-Religion, der Gesundheitswahn, der die Gesundheit als höchstes Gut darstellt – all dies seien Scheinwelten, die uns davon abhalten, das wahre Leben zu erleben. Und tatsächlich: Lütz schafft es, zu irritieren. Er hört mit dem Schälen der Wirklichkeit nicht auf, wenn die vermeintliche Schale ab ist, sondern säbelt das Fruchtfleisch gleich mit runter. Doch was bleibt am Ende: der Kern? Und, noch viel wichtiger: Was ist dieser Kern?

Lütz‘ Lieblingsmetapher um das zu beschreiben, was wir tagtäglich erleben, ist die Truman Show. Wir leben, so Lütz, in einer Welt voller Kulissen, die allesamt die wahre Welt vor uns verbergen. Der Maßstab, an dem er alles misst, ist die Frage nach existenziellen Erfahrungen. Für ihn sind dies: Liebe und Gott. Diese seien in den Scheinwelten nicht möglich. 

Interessant, aber …

Lütz liefert interessante Beobachtungen, amüsant und gut lesbar dargebracht. Letztlich jedoch stören zwei Dinge. Zum einen: Lütz schreibt zu sehr als Theologe. Dies ist zwar aus christlicher Sicht freilich nicht zu kritisieren, jedoch wirkt es, da braucht man sich nur die Amazon-Kundenrezensionen anschauen, offenbar aufdringlich. Mitunter wird ihm sogar unterstellt, die Leser bekehren zu wollen. Vielleicht hätte man hier an einigen Stellen vorsichtiger formulieren können. 

Zum anderen: Lütz Gedanken sind zwar teilweise aufschlussreich, sein Fazit ist aber vorhersehbar. Die Lösung des Problems der „Scheinwelt“ denkbar einfach. Im Prinzip ist es ein Aufruf zum kritischen Denken und bewussten Umgang mit allem, was uns begegnet. Letztlich, so Lütz, sei es in Ordnung, alle diese „Scheinwelten“ zu nutzen und mit ihnen zu leben, so lange man sich nicht von ihnen gefangen nehmen lässt und sich somit seine eigene, falsche Realität zusammenbastelt. Natürlich – das ist ein guter und wichtiger Hinweis, letztlich aber nichts, auf das man als einigermaßen kritisch denkender Mensch nicht auch selbst kommt.

„Die Fälschung der Welt […] ist keine Fiktion, sondern sie ist reale Gegenwart, kein Stoff für einen Actionfilm, sie ist viel subtiler als die »Matrix« und doch in ihrer Wirkung nicht weniger dramatisch.“

Das sind die Worte, die Manfred Lütz gegen Ende seines Buches formuliert. Und tatsächlich, nach seinem radikalen Durchgang durch unsere vermeintliche Wirklichkeit sieht man einige Dinge vielleicht anders als vorher. Man kommt ins Nachdenken. „Es scheint, als haftete der Wirklichkeit etwas zutiefst Unwirkliches an“, schreibt unser Autor Uli Fries zu dem Gedankenspiel, die Welt sei vielleicht einfach nur simuliert. Und beide ziehen am Ende, freilich verkürzt, dasselbe Fazit: Es gibt da vielleicht mehr als wir sehen.

Das Facebook-Unser

(Bild: Lel4nd/flickr/theopop)

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Seine Diktatur geschehe,
wie im Netz so in Schleswig-Holstein.
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wie auch wie vergeben den Datenschützern.
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Like.

(Bild: Lel4nd/flickr/TheoPop)

Daniel Höly von juiced.de

Daniel Höly ist Online-Journalist, Blogger und leidenschaftlicher Fotograf. Er bloggt hauptsächlich auf JUICED.de über mediale und digitale Themen. Nebenbei erstellt er Webseiten für sich und andere und twittert (unter @JUICEDaniel) gerne.

ProChrist wirbt für’s Beten

Eignet sich Gebet, um damit ein Experiment durchzuführen? (Bild: Leonard John Matthews/ flickr.com)
Eignet sich Gebet, um damit ein Experiment durchzuführen? (Bild: Leonard John Matthews/ flickr.com)

Werbung für’s Gebet? So etwas gibt es in der Tat. Vom 3. bis zum 13. März findet deutschlandweit die evangelistische Veranstaltung „ProChrist“ statt. Im Vorfeld dazu haben die Veranstalter eine Kampagne gestartet, die durchaus als „ungewöhnlich“ bezeichnet werden darf. Auf den Seiten der großen Emailanbieter web.de und gmx.net (die übrigens zur gleichen Firma gehören) schaltet ProChrist vom 1. Dezember bis zum März eine Anzeige, bei der der Internet-User seinen „Wunsch an Gott“ senden kann. Web 2.0 vom allerfeinsten: Indirekt könnte man es vielleicht als eine „Email an Gott“ verstehen.

Die Platzierung der Kampagne könnte in der Tat geschickter nicht sein. Die Email ist eines der meistgenutzten Kommunikationsmittel, und im Gebet geht es, egal in welcher Religion, immer um die Kommunikation mit einem transzendenten Wesen. Der Kontext der Werbung könnte also besser nicht sein.

Doch ganz unproblematisch ist die Kampagne, und das Bild, das sie vermittelt, trotzdem nicht. Der JesusKanal, eine Video-Kanal auf youtube, hat die ProChrist-Aktion in einem kurzen Kommentarvideo vorgestellt. Ich möchte zwei Sätze aus dem Video zitieren:

ProChrist macht momentan ein Experiment. Sie testen Glauben durch. Knallhart durch, wie man ein chemisches Experiment aufsetzt, sie testen es, probieren es aus. Funktioniert es oder funktioniert es nicht? (1.20 min)

[…]

Und dass es eine spannende Sache ist, erkennt man auch daran, dass es auf den atheistischen Foren da jetzt zu einer Riesenwelle kommt. Die fragen sich natürlich alle: Wenn das tatsächlich funktioniert, das Experiment, dann können sie einpacken. (1.59 min)

Gebet – ein Experiment?

Auch wenn das nur eine Stimme unter vielen ist – ganz offenbar kommt es bei manchen so an, als sei das von ProChrist initiierte „Gebetsexperiment“ mit einem naturwissenschaftlichen Versuch vergleichbar. Ich bete etwas, und wenn es eintritt, dann hat’s funktioniert. „Knallhart durchtesten“ könne man Gebete, um in den Worten des JesusKanal-Kommentators zu bleiben. Um es klar zu sagen: Diese Ansicht widerspricht so ziemlich allem, worauf der christliche Glaube fußt, es sei denn, man hält Gott für eine Wunschmaschine.

Es ist fatal, Gebet mit einem naturwissenschaftlichen Experiment zu vergleichen, schon allein deshalb, weil es sich um komplett andere Ebenen handelt. Und es weckt falsche Erwartungen. Denn wer von einem Gebet ein Ergebnis erwartet, das auch nur im Entferntesten mit einem naturwissenschaftlichen Experiment vergleichbar wäre, der wird vermutlich sehr schnell enttäuscht. Zur Verteidigung von ProChrist sei aber angeführt, dass das Selbstverständnis des „Gebetsexperiments“ durchaus ein anderes ist: Es handelt sich um ein Experiment, das jeder für sich persönlich durchführen muss, keines, das objektiv reproduzierbar oder nachweisbar wäre. Die Kampagne zitiert auf der Seite zu diesem Thema den Theologen Dietrich Bonhoeffer: „Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen.“

 Atheisten-Panik vor ProParzany?

Kommen wir zum zweiten Zitat aus dem JesusKanal-Video, dessen Titel hier auch noch genannt sei soll: „Atheisten in Panik: Klappt Gebet + Gebetsexperiment von ProChrist?“ Sowohl obige Aussage wie auch der Titel bestätigen, dass offenbar erwartet wird, dass es ein „objektives“ Ergebnis dieses „Experiments“ gibt. Es ist nicht besonders weitsichtig, Atheisten zu attestieren, sie könnten „einpacken“, wenn das Experiment funktioniere. Und mit der Aussage, sie seien deswegen in „Panik“, gibt man sich allenfalls den zynischen Kommentaren der einschlägigen Internetforen preis. Im schlimmsten Fall schießt man sich ein Eigentor, da es, wie gesagt, ein nach naturwissenschaftlichen Maßstäben messbares Ergebnis nicht geben wird. „Frage mal umkehren: wenn das Experiment scheitert, dann können die Fundamentalisten einpacken?“ schreibt deshalb  nicht unberechtigt ein Kommentator auf dem Atheist Media Blog.

Bleibt man auf diesem Blog und macht sich einmal die Mühe, die Kommentare unter den Beiträgen zum Thema ProChrist-Gebetsaktion durchzulesen (hier und hier, von dem teilweise unterirdisch peinlichen Diskussions- und Beitragsniveau sei hier mal abgesehen) bemerkt man ein weiteres Problem von ProChrist. Die Kommentatoren in dem Blog haben es sich offenbar zum Hobby gemacht, ein paar „Wünsche“ abzusenden und auf Antwort zu warten. In diesen Antworten wird (fast?) immer auf Ulrich Parzany verwiesen. Da taucht, folgerichtig, die Frage auf: „Dieser Pfarrer Parzany ist wohl für die Leute von Prochrist die höchste Autorität… Die sollten sich lieber ProParzany nennen.“ (hier)

Und in der Tat, man sollte sich diese Frage zumindest stellen: Wie personenzentriert darf/sollte eine solche Aktion sein?

Fragwürdige Theologie? 

Ohne jetzt eine Diskussion über ProChrist an sich vom Zaun zu brechen, sind auch die Antworten, die die atheistischen Blog-Kommentatoren auf ihre Wünsche erhalten, ziemlich interessant. Und eine der Antworten kann ich nur mit einem Wort beschreiben: abstoßend. Zunächst der Wunsch:

Ich wünsche mir, dass Saudi-Arabien Homosexualität in den nächsten 2 Jahren legalisieren wird und die Todesstrafe wegen homosexueller Handlungen sofort aussetzt.

Ein Wunsch, den ich auch aus christlicher Sicht unterschreiben kann. Mir ist bewusst, dass es Christen gibt, die Homosexualität für problematisch halten. Dennoch sollte auch bei ihnen, so könnte man meinen, eine absolute Ablehnung irgendeiner physischen oder psychischen Gewaltanwendung gegenüber Andersdenkenden im Vordergrund stehen. Stattdessen kommt folgende Antwort:

Liebe I.,

M. hat für Sie gebetet, möchte aber, dass ich es ebenso tue und hat mir darum Ihren Wunsch weitergeleitet. Ich bete gerne für Sie.

Leider kann ich für Ihren Wunsch nicht beten, da er nicht mit dem Willen Gottes übereinstimmt. Aber ich bete, dass Gott dieses so sehr verschlossene Land Saudi-Arabien öffnet, dass die Menschen dort Freiheit bekommen und die Möglichkeit, eine Bibel zu besitzen und sie zu lesen, um so Gottes Willen und Seine große Liebe zu ihnen kennen zu lernen.

Ich bete für Sie, dass Sie die Liebe Gottes erfahren. ER möge Sie segnen.

Vielleicht können Sie im März an den Pro Christ Abenden in Ihrer Umgebung teilnehmen und dort konkret das Gespräch suchen.

Herzlichst

K.

(Der Wunsch & die Antwort sind hier direkt auf der ProChrist-Aktionsseite nachzulesen [Anm. 11.01: Inzwischen ist die Antwort auf der ProChrist-Seite gelöscht. Siehe Kommentare.])

Es ist anmaßend, für sich zu beanspruchen, zu wissen, was der „Wille Gottes“ ist. Es ist erschreckend, dass suggeriert wird, es sei von Gott gewünscht, dass homosexuelle Menschen hingerichtet würden. Mehr sage ich dazu nicht, sonst schreibe ich noch Dinge, die ich später bereue. Aber ich kann zutiefst verstehen, dass sich Menschen von einem solchen Menschen-, Welt- und Gottesbild abgestoßen fühlen. Ich tue es auch.

Deshalb sei die Frage gestellt, die gestellt werden muss: Welches Bild vom christlichen Glauben wird durch solche Aktionen vermittelt, wenn nicht von vornherein ausgeschlossen wird, dass solche extremistischen Positionen vertreten werden? Vor dem Hintergrund dieser obigen Antwort muss auch vor Augen geführt werden, wer ProChrist unterstützt – und damit für den potenziellen Leser und/oder Empfänger solcher Antworten hinter der darin vertretenen Theologie steht. Hier nur ein Auszug einiger Namen (Eine vollständige Liste ist hier zu finden: http://prochrist.web.de/ unter „Fragen und Antworten – Wer ist der Initiator“ ):

Dr. Hans‐Jürgen Abromeit, Bischof der Pommerschen Evang. Kirche, Jochen Bohl, Landesbischof der Evang.‐Lutherischen Landeskirche Sachsens, Dr. Ulrich Fischer, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Dr. Johannes Friedrich, Landesbischof der Evang.‐Lutherischen Kirche in Bayern, Dr. h. c. Frank Otfried July, Landesbischof der Evangelischn Landeskirche in Württemberg, Prof. Dr. Friedrich Weber, Landesbischof der Evangelisch‐lutherischen Landeskirche in Braunschweig.

Ich hoffe, solche Dinge sind die Ausnahme. Mein Fazit jedenfalls ist zwiegespalten. In der ProChrist-Aktion wird das Medium Internet explizit und offensiv dazu genutzt, Religion zu thematisieren. Das ist sehr wünschenswert. Die Frage aber bleibt, ob man mit der Art und Weise, wie sie zum Thema gemacht wird, zufrieden ist.

Update vom 10.01.2012, Betreff Kommentare: Auf TheoPop muss derzeit jedes Kommentar vom admin freigegeben werden. Aus aktuellem Anlass hier ein paar einfache (und eigentlich selbstverständliche) Regeln: 1) Schreibt in einem vernünftigen, gemäßigten Ton. 2) Niemand wird beleidigt oder persönlich angegriffen. 3) Menschen sämtlicher Glaubens- oder Nichtglaubensrichtungen werden respektvoll und höflich behandelt. Auch, wenn nur indirekt über sie geredet wird.