Was ist eigentlich mit dem Webfish passiert?

Der Webfish ist ertrunken. (Bild: ekd.de)
Der Webfish ist ertrunken. (Bild: ekd.de)

Vor ziemlich genau zwei Jahren wurde auf dem Evangelischen Kirchentag in Hamburg der Webfish 2013 verliehen. Theopop gehörte damals zu den Preisträgern, Bronze ist’s geworden. Doch dann wurde es still um den Preis, den die EKD gemeinsam mit dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) Jahr um Jahr verliehen hat. Immerhin seit 1996! Auf der zugehörigen Webseite ist über den Webfish heute nur zu lesen: „Seit 2014 legt der WebFish zunächst eine regenerative Pause ein. Doch seien Sie mit uns gespannt, wie sich die christliche Internetszene weiterentwickelt.“

Was ist passiert? Bedeuten diese kryptischen Worte, dass der Preis eingestellt wurde? Und wenn ja, warum? Fragen über Fragen – und Grund genug, einfach mal nachzuhaken.  Sven Waske, Oberkirchenrat und Leiter der EKD-Online-Redaktion, hat mir per Mail einige Fragen dazu beantwortet. Offenbar war man dort ganz grundlegend mit der Struktur des Webfishes nicht mehr zufrieden. Der Webfish ist vor fast 20 Jahren als Preis für christliche Webseiten entstanden, deren Zahl damals noch recht überschaubar war – und deren Form vor allem deutlich einheitlicher war als dies heute der Fall ist.

„Social Media Projekte konnten nur begrenzt abgebildet werden. Hinzu kommt: In der Vergangenheit haben große kirchliche Medienhäuser oder Werke gegen Angebote von Basisinitiativen oder Einzelpersonen konkurriert. Das war nicht immer glücklich“, schreibt Waske. Da kann man nur zustimmend nicken – das Problem, dass es etwa keine unterschiedlichen Kategorien bei der Preisverleihung gab, wurde schon länger auch in den sozialen Medien diskutiert und bemängelt. Das führte nämlich dazu, dass zum Beispiel bei der letzten Preisverleihung Angebote wie gemeindemenschen.de (Sieger 2013), die ein gewisses Budget zur Verfügung hatten, gegen Angebote wie dieses Blog antraten. Budget: Fehlanzeige.

Auf unbestimmte Zeit „pausiert“

Der Webfish hätte also eine Rundum-Sanierung gebraucht, um dem Medium Internet auch in seiner heutigen Form gerecht zu werden.  Waske: „Ein ‚einfach weiter so‘ schien nicht mehr sinnvoll“. Im vergangenen Jahr wurde von der VELKD zudem der Wettbewerb „Evangelium digital“ ins Leben gerufen, der sich speziell an Kirchengemeinden, kirchliche Gruppen und Kirchenkreise richtet (Bewerbungsfrist: Juli 2015, wer also noch mitmachen will…). Außerdem verweist Sven Waske auf den chrismon Gemeindewettbewerb, der in der Kategorie „Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising“ ebenfalls die Möglichkeit bietet, sich mit digitalen Projekten zu bewerben. „Der Rat der EKD hat angesichts dessen das Kirchenamt und das GEP im vergangenen Jahr gebeten, zunächst mit dem Webfish zu pausieren“, so Waske.

Interpretiert man Klartext in diese Ausführungen, heißt das: Der Webfish wurde auf unbestimmte Zeit eingestellt. Pläne zur Wiederaufnahme gibt es derzeit ganz offensichtlich nicht. Man hofft vielmehr, so Waske, „dass der neue Preis ‚Evangelium digital‘ ein Erfolg wird“.

Konkurrenz oder Ergänzung?

Davon abgesehen, dass ich das natürlich auch hoffe, finde ich die Einstellung des Webfishes bedauerlich. Denn sowohl „Evangelium digital“ als auch der chrismon Gemeindewettbewerb richten sich ausschließlich an kirchliche Gruppen. Der Webfish war da offener gestaltet – auch wenn in der Vergangenheit sehr häufig Gemeinden oder kirchliche Gruppierungen gewonnen haben.

Angebote wie dieses Blog oder zum Beispiel auch offene-bibel.de (nominiert 2011) oder godnews.de (nominiert 2011) fallen aber bei den anderen Preisen schon bei den Bewerbungskriterien raus. Der Webfish steht also keineswegs als Konkurrent neben den anderen Wettbewerben, sondern könnte sich mit einem durchdachten, neuen Konzept durchaus als toller Preis für christliche Initiativen im Internet außerhalb kirchlicher oder gemeindlicher Strukturen etablieren. Schade, dass das derzeit offenbar kein Thema ist.

 

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

4 Antworten auf &‌#8222;Was ist eigentlich mit dem Webfish passiert?&‌#8220;

  1. Vielen Dank für diese Hinetrgrundinformationen.
    Es wird deutlich, dass wir in Binnenbereichen Preise schaffen, die in der Gefahr sind, solange zu funktionieren, wie sie dem Binnenbereich gut tun. Dabei sollte der Sinn von Preisen nicht nur der Öffentlichkeitsarbeit dienen, sondern auch Wertschätzung zum Ausdruck bringen und die Bandbreite und Vielfalt von (in diesem Falle christlicher) Internetkukutur einem breiteren Publikum veranschaulichen.
    Preise motivieren manchen, sich ins Zeug zu legen. Das der Webfish trockengelegt ist, wirkt auf den einen demotivierend, andere wiederum wenden sich einfach neuen Ufern zu.

  2. „webfish“ klingt irgendwie ganz anders als „evangelium digital“.

    Ist „webfish“ nicht wie eine eigene Marke, die man einfach nicht brach liegen lassen _darf_?

    1. Ja, da ist was dran. Zumal knapp 20 Jahre ja auch eine Ewigkeit im Internet – Zeitalter sind. Schade, dass man nicht mit der Zeit geht und „renoviert“, sondern zu Gunsten anderer Wettbewerbe zurücksteckt.

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