http://www.youtube.com/watch?v=oouK7sPcYuo

(Das Video ist inzwischen bei youtube offenbar gesperrt. Man kann es aber direkt auf der Webseite von Red Bull anschauen – leider ist es auf Englisch: Einfach hier klicken)

Anlässlich des Red Bull-Stratos-Sprungs von Felix Baumgartner wurde an dieser Stelle bereits die Frage gestellt, inwieweit Extremsport eine „Sehnsucht nach mehr“ ausdrückt. Sind Extremsportarten – und vor allem das Zuschauen dabei – vielleicht deshalb so attraktiv, weil sie ein Verlangen nach Entgrenzung befriedigen? Weil sie ein Überschreiten dessen zu sein scheinen, was nach menschlichem Ermessen möglich ist?

Red Bull ist eine Firma, die eigentlich Energiedrinks produziert (wer hätte es noch gewusst?). Der Konzern steckt Unsummen in Sponsoring und Werbung: laut wikipedia sind es mit 1,4 Milliarden Dollar rund ein Drittel des jährlichen Umsatzes. Mitunter könnte einem da der Gedanke kommen, der eigentliche Tätigkeitsbereich sei das Veranstalten von (teils ziemlich verrückten und extremen) Sportveranstaltungen. Um nur einige wenige davon zu nennen: Red Bull Air Race, Red Bull Rampage, Red Bull Crashed Ice, Red Bull X-Alps oder Red Bull X-Fighters.

Red Bull Air Race
Red Bull – bekannt für spektakuläre Extrem-Events. Hier die „Red Bull Air Race“. (Bild: Nick Chill Photography/flickr.com)

Red Bull hat das Verlangen der Menschen, an ihre Grenzen (und manchmal auch darüber hinaus) zu gehen, zu seinem Marketingkonzept gemacht. Dass die Firma dabei eindeutig mit einem transzendenten Verlangen spielt, zeigt nicht zuletzt der 60-Sekunden-Trailer mit dem Titel „Die Welt von Red Bull“, der am Anfang dieses Artikels verlinkt ist. Die Macher des Spots spielen genau mit diesem Bedürfnis, durch (Extrem-)Sport die Grenzen zu überwinden, die den Menschen aufgrund ihrer Beschaffenheit gesetzt sind.

„Glaube versetzt Berge“

Besonders bemerkenswert ist der letzte Satz des kurzen Werbefilms, der den christlich sozialisierten Menschen an Mt 21,21 erinnern sollte (dort verkündet Jesus, dass der Glaube „Berge versetzen“ kann). Bei Red Bull hört sich das so an: „Wenn du wirklich an etwas glaubst, ist alles möglich.“ Gleich danach folgt die blau-silberne Dose – gewissermaßen als Einschränkung. Denn natürlich: ohne Red Bull geht’s dann doch nicht. Diese Aussage trifft den Nerv vieler, denn heute gilt als Konsens: der Wille und die Motivation, die hinter einer Tätigkeit stehen, tragen entscheidend dazu bei, ob sie gelingt oder nicht. So weit, so gut – das klingt ja auch irgendwie vernünftig.

Doch ins Extrem getrieben kann das sehr problematisch werden. Denn sollte etwas nicht gelingen, folgt die Frage auf den Fuß: Was habe ich falsch gemacht? Habe ich mich nicht genug bemüht? Habe ich nicht genug geglaubt? Oder habe ich nicht genug Red Bull getrunken?

Vielleicht täten wir gut daran, uns ab und an bewusst zu machen: „Die Welt von Red Bull“ ist keine, die wirklich existiert. Wir sind Menschen, und als solche  bewegen wir uns (zuweilen in sehr engen) Grenzen. Mögen wir noch so sehr an etwas glauben, so ist das kein Garant dafür, dass uns dies auch möglich ist. Und auch wenn uns der Werbespot etwas anderes suggeriert: Selbst wenn wir künftig nur noch Red Bull trinken, wachsen uns keine Flügel.

Nachtrag 13.10.2014: Einen ausgearbeiteten Unterrichtsentwurf zu diesem Thema gibt es auf  relistunden.wordpress.com.

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

6 Antworten auf &‌#8222;Red Bull versetzt Berge&‌#8220;

  1. Finde Deinen Text super! Bei mir hat’s, als ich die Werbung im Kino sah, beim letzten Satz ebenso „Klick“ gemacht und innerlich geschrien: „Religion in der Werbung!“. Allerdings – ich habe an Mk 9,23 gedacht, denn dort heißt es bei Luther wörtlich:
    „alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt“. RedBull zitiert sozusagen aus der Bibel. Ist da nicht was mit dem Urheberrecht machbar? Die Kirche könnte doch mal fordern, dass die Bibelstelle im Spot unten eingeblendet wird. 😉

  2. Stimmt.. Die Parallele ist noch deutlicher 🙂 Ich wurde wahrscheinlich durch die Berge am Anfang des Spots so beeindruckt, dass bei mir die Assoziationsketten anders gewickelt waren.. Das mit dem Urheberrecht ist ne lustige Idee. Sollte man mal überprüfen!

  3. Hab gerade erfahren, dass das video am Anfang „privat“ sei. Evtl. müsst ihr eine neues Video einbinden. Der Artikel ist aber sehr gut. Und ich muss sagen, dass ich immer mehr Gefallen an eurem Blog finde, seit dem ich den Gastartikel von fm auf juiced gelesen habe.

    1. Vielen Dank, freut mich sehr, wenn dir unser Blog gefällt! Danke für die Hinweise mit den Videos – ich kümmere mich schnellstmöglich drum!

    2. So, hab mal geschaut – bei youtube gibt es das Video anscheinend nicht mehr. Nur noch Original bei Red Bull. Hab das jetzt oben verlinkt. Auch hier: Danke für den Hinweis!

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