In dem Moment, in dem ich diese Zeilen auf meinem Windows-Laptop schreibe, blendet mich ein weiß leuchtender Apfel auf dem iMac meines Gegenübers. Irgendjemand hat ihn angebissen (den Apfel). Aber ich muss zugeben, das Symbol der Apple-Religion gefällt mir. Schon viele haben dem Unternehmen Apple kultische oder religiöse Züge zugeschrieben – zurecht. Und, um es auch gleich anzukündigen: Anfang kommender Woche wird auch hier bei TheoPop ein ausführlicherer Artikel zu den religiösen Zügen des Unternehmens – und vor allem zu der Frage, warum das problematisch ist – erscheinen.

Deshalb geht es in diesem kurzen Beitrag  um etwas anderes: das Logo des Weltkonzerns. Warum ein angebissener Apfel? Und warum heißt der Konzern eigentlich Apple? Die Geschichte von Apple beginnt mit einem Mythos. Erklärungen, warum ausgerechnet ein angefressenes Stück Obst als Logo auserkoren wurde, gibt es einige – aber keine eindeutige. Der Apfel, das liegt nahe, ist ein passendes Symbol für ein gleichnamiges Unternehmen. Doch warum ein Biss? Weil der Apfel sonst wie eine Tomate aussehen würde? Weil sich durch den Biss das englische Wortspiel „bite = Byte“ ergibt? Das sind nur zwei Erklärungen, die man nach kurzer Suche findet. Eine echte, eindeutige Antwort findet man aber nicht. Viel spannender ist zunächst sowieso die Frage, die noch einen Schritt weiter zurück geht: Warum heißt Apple überhaupt Apple?

Auch diese Frage wird mit unterschiedlichen Behauptungen beantwortet. Einig sind sich alle nur darin, dass der Vorschlag von Steve Jobs selbst stammte. Seine Mitstreiter bieten jedoch jeweils unterschiedliche Begründungen dafür, warum Jobs ihrer Ansicht nach gerade „Apple“ als Namen wählte. Tat er es, weil „Apple“ im Alphabet vor „Atari“ steht? Oder vielleicht, weil Steve Jobs ein großer Beatles-Fan war („Apple Records“)? Oder inspirierte ihn die Arbeit auf einer Apfelplantage, bei der er den Apfel als „perfekte Frucht“ lieben lernte?

Man weiß es nicht. Es gibt zwar einige Zitate von Steve Jobs aus dieser Zeit, was aber schlussendlich hinter dem Namen steckt, bleibt unklar. Doch genau das ist der Clou. Menschen lieben Mythen. Und noch dazu hat der Apple-Gründungsmythos einen konkreten Bezug zum biblischen Schöpfungsmythos im Buch Genesis (Kapitel 2 & 3) – zumindest kann man eine solche Verbindung herstellen, wie es in einer Magisterarbeit an der FU Berlin getan wird (Apple – Die Entstehung eines Mythos):

Der angebissene Apfel kokettiert […] mit dem Streben nach Allmacht, indem er den Augenblick des Sündenfalls, den Biß in die verbotene Frucht der Erkenntnis, abbildet. […] Die Aufforderung die Begrenzungen der menschlichen Möglichkeiten nicht anzuerkennen und darüber hinaus Perfektion anzustreben. Der Firmenphilosophie Apples kommt dies nahe. Schließlich herrschte bei Apple der Gestus das perfekte, geradezu weltverändernde Produkt herzustellen.

Natürlich – wer sich die Mühe macht und das Buch Genesis aufschlägt, wird feststellen, das dort nirgends von einem Apfel die Rede ist, sondern lediglich von einer nicht näher bestimmten „Frucht“. In dieser Hinsicht ist das ganze vielleicht eine etwas steile These. Dennoch: Zweifelsohne ist es der Apfel, den sehr viele Menschen mit der Frucht vom Baum der Erkenntnis identifizieren. Auch wenn der Verfasser der Magisterarbeit also in der Sache mit dem Apfel und dem Paradies daneben liegt, so kann man seiner folgenden Aussage zustimmen: „Das Assoziationspotential des Logos ist also mit christlich-religiöser Ursprungsmythologie aufgeladen.“

Freilich, mit ziemlicher Sicherheit lässt sich sagen, dass die Designer des Logos diesen Aspekt eher nicht in Betracht gezogen haben. Angesichts des Selbstverständisses des Unternehmens könnte man diese Parallele aber vielleicht als amüsante Beobachtung verbuchen. Das Apple-Logo, ein Symbol für das Streben nach göttlicher Perfektion und Allwissenheit!

Veröffentlicht von Fabian M.

Fabian Maysenhölder, Diplom-Theologe und Online-Journalist, ist Herausgeber des Blogs "Theopop". Während seiner Berliner Studienzeit wurde bei ihm in einem Seminar zu dem Thema „Kirche in den elektronischen Medien“ Interesse für diesen Forschungsbereich geweckt, der immer mehr an Bedeutung gewinnt – nicht nur für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit spielt er Badminton und engagiert sich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe.

5 Antworten auf &‌#8222;Der Mythos des Apple-Apfels&‌#8220;

  1. Guter Artikel – allerdings fasziniert das Apple-Logo auch deshalb, weil es nach den Proportionen des Goldenen Schnittes (auch »göttliche Proportion« genannt) gestaltet ist.
    (http://designspiration.net/image/1903490732060/)

    Steve Jobs wurde in den Medien vereinzelt »iGod« genannt – dagegen hätte er sich öffentlich aussprechen müssen. Es ist ein großer Fehler, wenn Menschen wie Gott sein wollen! Machen wir es lieber wie Gott: Er wurde Mensch und zeigte uns Seine Liebe!

  2. Was noch fehlt, ist die Legende, dass es sich bei dem Apple-Logo um eine versteckte Hommage an Alan Turing handelt, der sich mit Hilfe eines vergifteten Apfels das Leben genommen hatte.

  3. Ich habe in einem Video gesehen, dass Steve Jobs sehr gerne Äpfel gegessen hat und dass das der Grund ist, warum seine Firma den Namen Apple erhielt. Der erste PC, der MacIntosh, ist der Name der bevorzugten Apfelsorte Steve Jobs‘. Ich sah das in einer Doku über die Anfänge der Computer, über IBM, Microsoft und Apple

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